Pferd will mich oder in den Strick beissen!

Herniksy

Erfahrener Benutzer
06. Feb. 2012
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Liebe Pferdefreunde hier...

Ich habe eine Frage an euch betreffend eines Pferdeverhaltens, das ich irgendwie nicht recht einschätzen und vor allem nicht abstellen kann. Ich hole kurz aus, damit ihr meinen Wissens- und Erfahrungsstand einschätzen könnt... :ugly:

Ich habe als Kind mit dem Reiten angefangen und habe eine einigermassen gute Grundausbildung genossen. Leider war mein Reitstall nicht sehr "ambitioniert", so dass ich nie das Brevet oder ähnliches gemacht habe. In der Teenie-Zeit hörte ich mit dem Reiten auf und habe nun vor ein paar Jahren wieder damit angefangen. Ich bin mehr der "Ausreit-Typ" und arbeite selten auf dem Platz. Dazu fehlt mir einfach das Wissen und Ideen, was ich denn dort alles tun könnte. Ich habe mir für 2013 vorgenommen, wieder mal in die Reitstunde zu gehen und mein Wissen etwas aufzufrischen.

Seit ca. 1 Jahr habe ich eine Reitbeteiligung auf einem polnischen Arabarwallach (wurde erst mit 6 Jahren kastriert). Er ist etwa 18 Jahre alt und wirklich ein tolles Pferd. Er ist eher der gemütliche Typ, wobei er auch seine Tage haben kann. Doch alles im Rahmen vom Normalen, für einen Araber sogar sehr normal. Er lässt sich putzen, anfassen, aufzäumen und satteln ohne Probleme. Es gibt nur eine Sache, die mich stört und nicht weiss, was sie bedeuten soll und vor allem wie ich reagieren soll.

Wenn ich losreiten will, gehe ich immer zuerst ein Stück, so dass ich nachher nachgurten kann. Wenn ich also losgehe, fängt er an den Kopf zu strecken, bleckt die Zähne und versucht in den Zügel oder meine Jacke zu beissen. Er versucht auch mich mit dem Kopf wegzustossen. Das dauert so lange, bis ich den Gurt nachgezogen habe und aufgestiegen bin. Dann hört er auf und ist ganz normal. Das gleiche passiert ebenso beim Spazierengehen. Wir können gemütlich spazieren am lockeren Strick und plötzlich streckt er den Hals, bleckt die Zähne, stösst mich mit dem Kopf an und versucht zu beissen. Er steigert sich regelrecht in dieses Verhalten rein. :grumpy: Ignorieren und einfach souverän weitergehen geht fast nicht, da er mich mit dem Kopf anstösst. Stehen bleiben und warten scheitert ebenfalls daran. Beim Spazierengehen hört es dann einfach wieder auf und wir können normal weitergehen. Er wird mit Glücksrad geritten bzw. trägt ein Knotenhalfter beim Spazieren.

Was will mir der gute Herr sagen und vor allem wie kann ich das abstellen? Es ist nämlich etwas mühsam und ich mache offenbar etwas falsch, nur was?

Danke für Tipps!

Mirjam

PS: Ach ja, er ist seeeeeeehr verfressen. Sobald man nicht aufpasst, zieht er in Richtung Gras und lässt sich nur schwer stoppen. Man muss also immer bei der Sache sein.

 
Ignorierst du das Verhalten immer? Oder gibst du ihm auch mal den Tarif durch?
Damit meine ich nicht ihn zu verprügeln, ich stellte die Pferde meistens zurück. Wurden sie aufmüpfig am Boden, mussten sie zurück weichen paar Schritte, es ging erst vorwärts wenn man sich wieder benehmen konnte.

 
mh, als erstes hätte ich darauf getippt das etwas mit dem Sattel nicht stimmt, dass es ihn drückt und er darauf seinen Unmut zeigt, aber wenn er das sogar beim spazieren gehen macht, ist es einfach eine freche Angewohneheit von ihm! Also so würde ich es interpretieren.........

Bekommt er Guetzli? Wird er verwöhnt? Bei meinem muss ich extrem aufpassen, er ist ein Pferd das gerne dominat wird und sobald zuviel leckerein im Spiel sind kann er ziemlich frech und penetrant werden. Deshalb bekommt er nur sehr selten und dossiert! Muss auch beim spazieren gehen immer zeigen das er Grenzen hat.....

 
Also von mir bekommt er nie Leckerli. Eben weil er so verfressen ist und doch ziemlich aufdringlich wird, wenn man ihm etwas gibt. Die Besitzerin gibt ihm auch nichts aus der Hand, allenfalls kriegt er von der anderen Reitbeteiligung etwas.

Gestern habe ich versucht ihn ein paar Schritte nach hinten machen zu lassen. Machte er auch, aber ich hatte das Gefühl, er wird noch aufmüpfiger. Was eine zeitlang gut wirkt, wenn ich mit dem Ende des Stricks etwas "wedle" (so in Richtung Pferd, ohne es natürlich zu schlagen).

 
ich nehme auch an dass er dich da nicht ganz ernst nimmt und dir den "tarif durchgibt". evtl. will er dir damit den unmut zeigen dass es ihm gar zu langsam geht?
es ihn stört dass du vorneweg läufst? je nachdem...
ich würde es mal so probieren wie magi es dir beschrieben hat. der müsste bei mir auch erst -retour- gehen.

 
Kurze Zwischenfrage: Wie hält er den Schweif während er den Hals streckt, die Zähne zeigt und versucht zu beissen? Wie ist sein Gangwerk eher schlurfend, staksig oder federnd? Die Ohren nehme ich an, sind angelegt?

 
Bleckt er die zähne oder ist es mehr ein "Spielen" und auf etwas rumkauen wollen? hast du das Gefühl, dass er mit böser Absicht dich beissen möchte? Wenn ja denke ich, dass die Rangordnung zumindest am Boden nicht geklärt ist. Ich würde grundlegendes Üben wie das Führen auf Distanz und wie Magi bereits schrieb würde ich eben falls jedes Mal wenn er aufmüpfig ist ihn retour laufen lassen und das solange bis DU bestimmst das er anhalten darf. Blockiert er und will nicht mehr zurück treten würde ich extre noch einmal ein paar schritte retour einbauen bis du den Zeitpunkt des Endes und des wieder antretens in den Schritt bestimmst.

Aber einfach hinnehmen und nicht beachten würde ich es nicht.

 
Meine Reitbeteiligung hat auch eine Weile gedacht, dass er mich in die Jacke kneifen könne. Ich habe ihm dann mit der Gerte im richtigen Moment eine auf den Hals geklatscht. Danach war gut.
Wie reagierst du denn, wenn er das macht? Gehst du beim Führen vor dem Pferd oder nebendran?

Ich kenne das Pferd nicht, und nicht alle sind gleich, aber ich kann Dir mal sagen, was ich versuchen würde.
- Ganz klar machen, dass du das nicht duldest. Je nach Pferd kann das ein scharfes Wort oder eins mit der Gerte (ich rede hier nicht von Schlagen! nur das ich nicht missverstanden werde). Wenn mit dem Strick wedeln hilft, würde ich mal deutlicher klar machen.

- Wenn er sich nicht so einfach imponieren lässt, würde ich versuchen ihm die Gelegenheit für das Verhalten nicht mehr zu geben. Evt. etwas Fordern (z.B. Rückwärtsrichten, Volten an der Hand, oder Traben an der Hand). Meine Reitbeteiligung zeigt solches, freches Verhalten meistens wenn ihm langweilig ist. Sobald ich mit ihm arbeite, macht er das nicht mehr.

Wenn du die Möglichkeit hast, würde ich sicher allgemein an deiner "Chefposition" dem Pferd gegenüber arbeiten. Auch Reitstunden sind sicher super, ein Reitlehrer kann einem auch viele neue Ideen zeigen, wie man mit dem Pferd arbeiten kann. Wie bei Hunden, sind Pferde nicht ausgelastet, kommen sie manchmal auf ganz komische Ideen und Macken. Für mich klingt das ein bisschen nach kleinen Respektlosigkeiten.

Was natürlich auch immer ein Grund für ungewöhnliches Verhalten sein kann, sind schmerzen. Aber bei Pferdegesundheit muss jemand anders ran, da bin ich nicht so der Profi. (Ich wollte es aber trotzdem gesagt haben, oft wird das nämlich vergessen).

 
Ja, ich denke auch, dass er mich nicht ganz ernst nimmt. Vor allem auf dem Boden fühle ich mich "unsicherer" als auf dem Pferd (nach ein paar unguten Erfahrungen, aber nicht mit dem Pferd).
Gut, ich werde das mit dem Rückwärtsgehen mal probieren. Soll ich auch rückwärts gehen oder gegen ihn?

@Ces: Schweif müsste ich mich mal achten, die Ohren sind eher nach hinten.

 
Hm, böse Absicht eher nein, sondern mehr spielerisch aufmüpfig / respektlos. Er spielt mit seinem Kumpel auch recht wild. Ach ja, das Führen vom Auslauf oder der Weide geht ohne Probleme.

@Shadow: Führen auf Distanz? Bitte erklären... :blush:

Wenn ich ihn führe gehe ich meistens nebenan. Je nachdem kann es sein, dass ich vorne gehe, weil er hinter mir her "schlurft".

 
Noch eine Frage: macht er es ganz zu Beginn, parktisch bei den ersten Schritten oder immer etwas später, nach dem ihr schon eine Weile losgelaufen seid? Steht er in einer Box oder im Offenstall?

 
Je nach dem, wie das Pferd rückwärtsrichten gelernt hat. Ich Tippe mit der Gerte an die Brust und sage "zuuurück", dabei schaue ich in Richtung des Pferdes.

Hast du die Möglichkeit mit der Besi Euer Dominanzproblem anzuschauen? Oder mit einer Bodenarbeitstrainerin? Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich solche Probleme meistens nicht von alleine Lösen und sich tendenziell eher verschlechtern.
Vertrauen vom Boden aus ist für mich das A und O.

Viel Erfolg!

 
Beim Reiten (also wenn ihn vom Stall wegführe) macht er es nur am Anfang. Muss ich z.B. zwischendurch mal absteigen, tut er es nicht. Beim Spazierengehen ist es am Anfang, hört dann auf und fängt dann plötzlich wieder an. Er steht in einer grossen Auslaufbox mit täglichen Gang in den Auslauf / auf die Weide und mit Sozialkontakten (Kontakt zum Pferd in der Auslaufboxe nebenan sowie im Auslauf).

 
Je nach dem, wie das Pferd rückwärtsrichten gelernt hat. Ich Tippe mit der Gerte an die Brust und sage "zuuurück", dabei schaue ich in Richtung des Pferdes.

Hast du die Möglichkeit mit der Besi Euer Dominanzproblem anzuschauen? Oder mit einer Bodenarbeitstrainerin? Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich solche Probleme meistens nicht von alleine Lösen und sich tendenziell eher verschlechtern.

Vertrauen vom Boden aus ist für mich das A und O.

Viel Erfolg!
Ja, rückwärts richten kann ich ihn vom Boden und vom Pferd aus. Ja, ich denke es wäre möglich es mit der Besitzerin anzuschauen. Ich hab's am Anfang mal erwähnt (da ich das noch nie erlebt habe vorher) und sie meinte, es wäre eine Spiel vom Wallach?!

 
Vor allem auf dem Boden fühle ich mich "unsicherer" als auf dem Pferd
Ich denke mal hier beantwortest du die Frage selber ;-)

PS: Versuch mal ihn zu führen und sing dazu. Ist ein guter Trick die eigene Unsicherheit zu überspielen. Mir hat es jedenfalls immer geholfen.

Soll ich auch rückwärts gehen oder gegen ihn?
Geh auf Ihn zu. Du bist ja schliesslich der Chef und er hat sich zu fügen :headbang:

 
Mit meinen Fragen versuchte ich herauszufinden, ob ev. körperliche Usachen für sein Verhalten verantwortlich sein können, denn das Pferdle ist doch schon 18 Jahre alt und da kann es halt schon mal sein, dass irgendwo was schmerzt. Bevor man gross an allenfalls vorhanden Dominanzproblemen herumwerkelt, finde ich, muss immer erst ausgeschlossen werden können, dass körperlich wirklich nichts ist.
Ich kann aber weder das Eine noch das Andere ausschliessen. Versuch doch mal, falls du dies nicht eh schon machst, bevor ihr los marschiert, ihn etwas zu dehnen und ev TTouch?

 
Also körperlich hat er ein kleines Handicap. Er wurde vor mehr als 10 Jahren auf einer Weide niedergestochen (in die Brust), seither schlurft er mit dem einen Vorderhuf. Laut Besi hat er aber keine Schmerzen und das Schlurfen wird weniger wenn er warm ist.

 
Mit meinen Fragen versuchte ich herauszufinden, ob ev. körperliche Usachen für sein Verhalten verantwortlich sein können, denn das Pferdle ist doch schon 18 Jahre alt und da kann es halt schon mal sein, dass irgendwo was schmerzt. Bevor man gross an allenfalls vorhanden Dominanzproblemen herumwerkelt, finde ich, muss immer erst ausgeschlossen werden können, dass körperlich wirklich nichts ist.

Ich kann aber weder das Eine noch das Andere ausschliessen. Versuch doch mal, falls du dies nicht eh schon machst, bevor ihr los marschiert, ihn etwas zu dehnen und ev TTouch?
So, da bräuchte ich dann wieder Nachhilfe. ;) Wie dehnt man ein Pferd? Diese Frage mag blöd klingen, aber ich habe das wirklich noch nie gemacht. :blush:

 
Wenn du vom Boden aus eher unsicher bist, dann ist es immer so eine Sache den Respekt des Pferdes einzufordern. Dies sollte man eigentlich nur tun, wenn man sich sicher ist, mit der Reaktion die folgt auch wirklich umgehen zu können. Rückwärts laufen lassen, ist sicher ein guter Weg, nur nicht jedes Pferd lässt sich in so einer Gemütslage ohne Protest rückwärts dirigieren.


Vielleicht ist es auch einfach aus der Erwartung heraus, hey jetzt lass uns mal vorwärts machen, lass uns gehen, weil es ja zu Anfang ist. Während des Spaziergangs kann es auch aus "Langeweile" heraus sein oder er findet es dämlich jetzt einfach dahin zu trotten, wenn es ja da drüber was Interessantes gäbe. Wenn es so aus der Erwartung und Vorwärtsdrang heraus kommt, würde ich eine kleine Volte nach rechts laufen, dann kannst du nämlich dabei seinen Kopf von dir weg drücken. Ist auch eine weniger starke, mit Druck unterlegte Geste.

 
Aber dehnen würde ich auf keinen Fall, wenn er kalt ist. Gerade bei einem alten Pferd ist das Verletzungsrisiko so gross.