Nun, es gibt leider nicht wenige Leute, die der Versuchung erliegen und den Hund an der Schleppe zu sich angeln, um den Rückruf "durchzusetzen".
In verkehrsreichen Gebieten muss ein Welpe natürlich gesichert werden - meine Welshies waren die ersten Welpen, die von Anfang an AUCH an der Leine geführt wurden. Da habe ich volles Verständnis, grad auch nach dem Unfall mit Harley. Aber für mich ist Freilauf für einen Welpen absolut notwendig, und dafür würde ich notfalls auch Auto fahren. Der Radius ist ja mit 3 Monaten auch noch nicht riesig, da braucht man kein gigantisches Feld oder riesigen Wald. Ich konnte meinen Welpen Freilauf 2 Minuten entfernt vom Haus ermöglichen, bin aber trotzdem ca. 2x die Woche rausgefahren an unfrequentierte Waldränder, um ihnen Erkundungen zu ermöglichen, natürlich gemeinsam mit mir. Da kann man dann auch entspannt auf die passenden Momente warten, um erwünschtes Verhalten zu bestärken, und dem Welpen auch zeigen, dass Kooperation sich lohnt. Ein gut veranlagter Spaniel hat schon eine gewisse Selbständigkeit, und er sollte ein ausgeprägtes Erkundungsverhalten zeigen. Das sollte er auch ausleben dürfen - muss ja nicht täglich sein. Bei ihm wird die Orientierung am Menschen auch nie so aussehen wie bei einem Hütehund - er wird seinen Menschen trotzdem im Auge behalten, auch wenn es nicht unbedingt so aussieht. Ich habe jede freiwillige Kontaktnahme bestätigt, aber nicht darauf bestanden, dass er zu mir kommt.
Das Problem mit der Schleppleine ist, dass die wenigsten Leute es fertigbringen, sich so zu verhalten, als ob sie gar nicht am Hund dran wäre. Ich nehme mich da nicht aus. Das andere Problem ist, dass sie für den halter zur Krücke werden kann. Das meine ich jetzt nicht auf Romaine bezogen, sondern ganz allgemein. Ein gelungener Rückruf ohne Netz trägt auf beiden Seiten wesentlich mehr zur Vertrauensbildung bei, als einer an der Schlepp. Hat man die Schlepp nur temporär wenige Wochen im Einsatz (so wie mit Harley) ist das kein Problem, bei langem und ständigen Einsatz kann es eins werden. Drum finde ich: so viel wie nötig, aber auch so wenig wie möglich.
Wenn Sherlock schon so früh eine ausgeprägte Spurveranlagung zeigt, würde ich baldmöglichst anfangen, ihm erlaubte Alternativspuren zu zeigen. Splash ist ja auch sehr früh direkt auf Wildfährten gegangen. Ich habe ihm dann erst im Garten, später auf ruhigen Wiesen und Waldrändern kurze Futterschleppen gezogen, die ihn dann zu einer seiner Mahlzeiten geführt haben. Angefangen mit 6 m geradeaus mit Rückenwind (damit er das Futter nicht schon am Start riechen konnte), langsam gesteigert und ein Bogen oder stumpfer Winkel rein. Das hat wunderbar funktioniert, hat ihm Spass gemacht, und lässt sich später beliebig ausbauen.