Am Freitag hat eine anstrengende Mantrail-Woche im Tessin ihren Abschluss gefunden. Ich habe lange überlegt, ob es sinnvoll sei, gleich mit zwei Hunden in eine Prüfungswoche zu gehen. Rhian hat doch mehr Erfahrung, und ist vor allem viel reifer und angenehmer zu führen als Splash. Zudem war sie seit dem Sommer in absoluter Topform, das strukturierte Training, das ich mir seit dem Osterseminar überlegt hatte hat uns deutlich voran gebracht und alte Fehler weitgehend ausgemerzt. Sie war reif für die erste der drei "richtigen" Prüfungen der Prüfungsordnung von Mantrailing Europe. Ob ich es war, war die andere Frage - ich bin absolut kein Prüfungsmensch.
Tja und dann war da noch Splash, immer noch heftig schwankend zwischen Genie und Wahnsinn.... Selbst wenn ich mit ihm nur die Vorprüfung anpeilte, würde ich die volle Seminar- und Prüfungsteilnahme mit zwei sehr unterschiedlichen Hunden schaffen?
Da ich manchmal so sehr spinne wie meine Spaniels, habe ich beide Hunde angemeldet.
Die Woche begann mal wieder mit back to basics. Da ich beim routinemässigen Training ohne ein erfahrenes Auge auskommen muss, war das teilweise recht erstaunlich, was für Mängel da auf recht simplen Trails auf gewachsenem Boden zum Vorschein kamen. Ist in Trainingsliste notiert..... Rhian hat aber weiterhin sehr gut getrailt. Splash hingegen war entweder Top oder Flop. Hatte ich bisher ausser dem für ihn üblichen irren Tempo und Zug im Wald nie besondere Probleme festgestellt, ging er mir da zweimal total daneben. Das gab mir zu denken, denn das Trainingsprogramm war da ganz klar, im Wald nur noch bekannte oder eng geflankte Trails, bis ich ihn da wieder einwandfrei lesen kann und er wieder auf den Trail fokussiert ist. Soweit kein Problem, nur was mach ich nun wegen der Prüfung? Die Vorprüfung MT ist auf gewachsenem Boden, wo ich ihn da doch grad zur engen Spurtreue verdonnert hatte. :grumpy: Blieb die viel schwierigere MT1, die nicht zwingend, aber recht oft im Siedlungsgebiet stattfindet....
Nicht nur der Prüfungstrail, sondern auch der Gesamteindruck der Trainingswoche fliesst in das Ergebnis ein. Ich wurde mit beiden Hunden für die MT1-Prüfung vorgeschlagen. Die liest sich eigentlich sehr harmlos mit 3-4 Winkeln auf ca 1000 m Traillänge, aber die Anzahl der Winkel sagt absolut nichts aus über die Anzahl der Kreuzungen, die das Team auszuarbeiten hat. Das kann in Kombination mit der im Vergleich zu andern POs längeren Distanz zum Härtetest werden.
Die MT1 Prüfungen fanden in Losone bei Locarno statt. Es gibt dort Durchgangsstrassen ebenso wie enge Gässchen im alten Dorfbereich. Hier die Trails, der von Rhian ist der blaue, Länge etwa 1100 m. Tatsächlich nur 5 Winkel, aber 10 Kreuzungen!
Einige Snapshots aus der Videoaufnahme von Rhians Prüfung:
Sie musste mehrmals Kreuzungen stark befahrenen Strassen ausarbeiten. Was der Fahrtwind solcher Brummer mit den Geruchspartikeln tut, hat nichts mehr mit der Spur zu tun, die ein verletztes Beutetier hinterlässt, da muss die Ausbildung des Teams einspringen. Der Hund ist genetisch nicht mehr gewappnet für solche Situationen.
Rhian hat jedes Fitzelchen gecheckt - hier eins von unzähligen Negativen unterwegs: "Hier habe ich nix mehr".
Pause unterwegs - sie wollte aber nicht trinken.
Kurz vor dem Ziel hat sie Lebendwitterung der gesuchten Person gekriegt....
...und muss sie nun nur noch von der Verleitperson differenzieren. Sie ging erst kurz rechts, dann links und sofort wieder rechts - BINGO! :zora:
Ich empfand Rhians Trail als sehr schwer, war einige Male total am schwimmen. Wir haben aber viel Spielraum bekommen zur Ausarbeitung der grösseren Kreuzungen. Rhian hat da geackert wie ein Pferd - sie geht jedem Geruchsfetzen nach, was bedeutete, dass wir oft rundum alles durchkontrollieren mussten. Da müssen wir noch ökonomischer werden. Der Prüfer hat es mir auch nicht leicht gemacht, wie er hinterher selber gesagt hat - das kam einem Doppelblindtrail schon recht nahe. Auch dass anfänglich recht viele Spuren auf dem Trail waren, die dann wiederholt splitteten, kreuzten, sich vereinigten und wieder splitteten war ein Problem - das muss ich üben mit Rhian. Wir sind auch ziemlich am Anfang einmal vom Trail abgekommen und haben Sightseeing durch den Kirchhof gemacht. Haben aber den Trail wiedergefunden und sind innerhalb der tolerierten 40 m Abweichung geblieben. Dass wir letztlich ohne jede Hilfe gefunden haben, machte mich natürlich besonders glücklich.
Nach diesem hart erarbeiteten Erfolg glaubte ich nicht daran, dass Splash einen Trail dieser Länge und Schwierigkeit durchstehen würde. Es war mir aber auch egal, ich war so selig über Rhians Erfolg. Von Splashs Qualitäten wussten alle, die ihn gesehen hatten, ebenso, dass er nicht der einfachste Hund zum führen ist. So konnte ich völlig entspannt Splashs Prüfung antreten. Sollte er mir wegen zu vieler Katzen ausflippen und unlesbar werden, so würde ich den Trail geflankt zu Ende arbeiten. Bei der zweiten Kreuzung schon wurde ich abgepfiffen, weil wir zu weit falsch gegangen waren. Danach glaubte ich erst recht nicht mehr an ein Durchkommen. aber es ging weiter; ich musste ihn oft ermahnen, er blieb aber erstaunlicherweise auch nach der 3. und 4. Katze lesbar, und so kamen wir unverhofft zum Erfolg! Notabene durch den Kirchhof, auf dem ich mit Rhian fälschlicherweise unterwegs gewesen war..... ;-)
Auch Splash hat viel kontrolliert unterwegs - allerdings wohl oft auch verführerische Katzendüfte! Da er aber multitaskingfähig ist, blieb er trotzdem auf seinen Auftrag fokussiert. Seine Kreuzungen waren meist klein genug, dass er sie selbständig ausarbeiten konnte - ab und an war aber doch Führung und Suchtaktik gefragt
Mit Vollgas unterwegs - ich habe heute Muskelkater von der intensiven Trailwoche mit dem Turbotraktor!
Endspurt, 2 Sekunden später hatte er seine Person, und ich konnte es kaum glauben, dass wir bestanden hatten! :zora:
Besonders gefreut hat mich neben den bestandenen Prüfungen auch die Anerkennung der Experten für die Teamarbeit mit zwei total unterschiedlichen Hunden. Würde ich Rhian so führen wie Splash, gäbe das ein Desaster und umgekehrt. Diese Berücksichtigung rassetypischer und individueller Unterschiede ist einer der Gründe, die mich vom Ausbildungskonzept von Mantrailing Europe überzeugt haben. Es passt einfach für beide meiner Spürnasen, und lässt mir Raum für meine eigenen Lösungswege. Ich konnte mir wiederum viele Inputs für das Training den Winter hindurch mitnehmen. Der Weg ist noch weit, das war nur die erste und leichteste Prüfung. Die MT2 ist glatt doppelt so schwer und doppelt so lang. Keine Ahnung, ob wir da jemals hinkommen, aber wir versuchen es. Eins ist aber sicher: zwei Hunde gleichzeitig zur MT2 zu führen werde ich mir nie antun... ;-)
Tja und dann war da noch Splash, immer noch heftig schwankend zwischen Genie und Wahnsinn.... Selbst wenn ich mit ihm nur die Vorprüfung anpeilte, würde ich die volle Seminar- und Prüfungsteilnahme mit zwei sehr unterschiedlichen Hunden schaffen?
Da ich manchmal so sehr spinne wie meine Spaniels, habe ich beide Hunde angemeldet.
Die Woche begann mal wieder mit back to basics. Da ich beim routinemässigen Training ohne ein erfahrenes Auge auskommen muss, war das teilweise recht erstaunlich, was für Mängel da auf recht simplen Trails auf gewachsenem Boden zum Vorschein kamen. Ist in Trainingsliste notiert..... Rhian hat aber weiterhin sehr gut getrailt. Splash hingegen war entweder Top oder Flop. Hatte ich bisher ausser dem für ihn üblichen irren Tempo und Zug im Wald nie besondere Probleme festgestellt, ging er mir da zweimal total daneben. Das gab mir zu denken, denn das Trainingsprogramm war da ganz klar, im Wald nur noch bekannte oder eng geflankte Trails, bis ich ihn da wieder einwandfrei lesen kann und er wieder auf den Trail fokussiert ist. Soweit kein Problem, nur was mach ich nun wegen der Prüfung? Die Vorprüfung MT ist auf gewachsenem Boden, wo ich ihn da doch grad zur engen Spurtreue verdonnert hatte. :grumpy: Blieb die viel schwierigere MT1, die nicht zwingend, aber recht oft im Siedlungsgebiet stattfindet....
Nicht nur der Prüfungstrail, sondern auch der Gesamteindruck der Trainingswoche fliesst in das Ergebnis ein. Ich wurde mit beiden Hunden für die MT1-Prüfung vorgeschlagen. Die liest sich eigentlich sehr harmlos mit 3-4 Winkeln auf ca 1000 m Traillänge, aber die Anzahl der Winkel sagt absolut nichts aus über die Anzahl der Kreuzungen, die das Team auszuarbeiten hat. Das kann in Kombination mit der im Vergleich zu andern POs längeren Distanz zum Härtetest werden.
Die MT1 Prüfungen fanden in Losone bei Locarno statt. Es gibt dort Durchgangsstrassen ebenso wie enge Gässchen im alten Dorfbereich. Hier die Trails, der von Rhian ist der blaue, Länge etwa 1100 m. Tatsächlich nur 5 Winkel, aber 10 Kreuzungen!
Einige Snapshots aus der Videoaufnahme von Rhians Prüfung:
Sie musste mehrmals Kreuzungen stark befahrenen Strassen ausarbeiten. Was der Fahrtwind solcher Brummer mit den Geruchspartikeln tut, hat nichts mehr mit der Spur zu tun, die ein verletztes Beutetier hinterlässt, da muss die Ausbildung des Teams einspringen. Der Hund ist genetisch nicht mehr gewappnet für solche Situationen.
Rhian hat jedes Fitzelchen gecheckt - hier eins von unzähligen Negativen unterwegs: "Hier habe ich nix mehr".
Pause unterwegs - sie wollte aber nicht trinken.
Kurz vor dem Ziel hat sie Lebendwitterung der gesuchten Person gekriegt....
...und muss sie nun nur noch von der Verleitperson differenzieren. Sie ging erst kurz rechts, dann links und sofort wieder rechts - BINGO! :zora:
Ich empfand Rhians Trail als sehr schwer, war einige Male total am schwimmen. Wir haben aber viel Spielraum bekommen zur Ausarbeitung der grösseren Kreuzungen. Rhian hat da geackert wie ein Pferd - sie geht jedem Geruchsfetzen nach, was bedeutete, dass wir oft rundum alles durchkontrollieren mussten. Da müssen wir noch ökonomischer werden. Der Prüfer hat es mir auch nicht leicht gemacht, wie er hinterher selber gesagt hat - das kam einem Doppelblindtrail schon recht nahe. Auch dass anfänglich recht viele Spuren auf dem Trail waren, die dann wiederholt splitteten, kreuzten, sich vereinigten und wieder splitteten war ein Problem - das muss ich üben mit Rhian. Wir sind auch ziemlich am Anfang einmal vom Trail abgekommen und haben Sightseeing durch den Kirchhof gemacht. Haben aber den Trail wiedergefunden und sind innerhalb der tolerierten 40 m Abweichung geblieben. Dass wir letztlich ohne jede Hilfe gefunden haben, machte mich natürlich besonders glücklich.
Nach diesem hart erarbeiteten Erfolg glaubte ich nicht daran, dass Splash einen Trail dieser Länge und Schwierigkeit durchstehen würde. Es war mir aber auch egal, ich war so selig über Rhians Erfolg. Von Splashs Qualitäten wussten alle, die ihn gesehen hatten, ebenso, dass er nicht der einfachste Hund zum führen ist. So konnte ich völlig entspannt Splashs Prüfung antreten. Sollte er mir wegen zu vieler Katzen ausflippen und unlesbar werden, so würde ich den Trail geflankt zu Ende arbeiten. Bei der zweiten Kreuzung schon wurde ich abgepfiffen, weil wir zu weit falsch gegangen waren. Danach glaubte ich erst recht nicht mehr an ein Durchkommen. aber es ging weiter; ich musste ihn oft ermahnen, er blieb aber erstaunlicherweise auch nach der 3. und 4. Katze lesbar, und so kamen wir unverhofft zum Erfolg! Notabene durch den Kirchhof, auf dem ich mit Rhian fälschlicherweise unterwegs gewesen war..... ;-)
Auch Splash hat viel kontrolliert unterwegs - allerdings wohl oft auch verführerische Katzendüfte! Da er aber multitaskingfähig ist, blieb er trotzdem auf seinen Auftrag fokussiert. Seine Kreuzungen waren meist klein genug, dass er sie selbständig ausarbeiten konnte - ab und an war aber doch Führung und Suchtaktik gefragt
Mit Vollgas unterwegs - ich habe heute Muskelkater von der intensiven Trailwoche mit dem Turbotraktor!
Endspurt, 2 Sekunden später hatte er seine Person, und ich konnte es kaum glauben, dass wir bestanden hatten! :zora:
Besonders gefreut hat mich neben den bestandenen Prüfungen auch die Anerkennung der Experten für die Teamarbeit mit zwei total unterschiedlichen Hunden. Würde ich Rhian so führen wie Splash, gäbe das ein Desaster und umgekehrt. Diese Berücksichtigung rassetypischer und individueller Unterschiede ist einer der Gründe, die mich vom Ausbildungskonzept von Mantrailing Europe überzeugt haben. Es passt einfach für beide meiner Spürnasen, und lässt mir Raum für meine eigenen Lösungswege. Ich konnte mir wiederum viele Inputs für das Training den Winter hindurch mitnehmen. Der Weg ist noch weit, das war nur die erste und leichteste Prüfung. Die MT2 ist glatt doppelt so schwer und doppelt so lang. Keine Ahnung, ob wir da jemals hinkommen, aber wir versuchen es. Eins ist aber sicher: zwei Hunde gleichzeitig zur MT2 zu führen werde ich mir nie antun... ;-)