"Burn-out" bei Tieren

Ruhig ja. Aber doch mit ausgiebigen Spaziergängen (da treffen wir eh fast nie auf jemanden).
Die ausgiebigen Spaziergänge braucht oder besser gesagt verträgt auch nicht jeder Hund gleich.
So wie es Hunde gibt, die wirklich alles mitmachen, überall dabei sein können und egal, welcher Trubel herrscht, ausgeglichen und zufrieden bleiben, gibt es genau so diejenigen, bei denen das "weniger ist mehr" zutrifft.

Ich hatte früher ein Exemplar der ersten Sorte und nun eines, das eher gegen die zweite tendiert.

 
Pfösu, da spielt aber doch auch nur schon der Altersunterschied unserer Hunde eine Rolle :ugly:

Aber mit Luna sind grössere Spaziergänge (45-75min) nur morgens möglich, wenn die Eindrücke-Kiste noch relativ leer ist. Abends muss ich das nicht machen bzw es wäre kontraproduktiv. Weisst du, wie oft ich euch Hundehalter beneide, die einfach drauflos spazieren können, ein, zwei, vier Stunden ? Ich möchte das auch gerne! Aber ich hab dafür einfach den "falschen" Hund - ich kann sie zwar nötigen, mit mir so lange durch die Natur zu gehen, aber das wär für Beide ganz sicher nicht entspannt. Irgendwann hab auch ich wieder ein Hundchen, mit dem ich wandern, den halben Tag am See sitzen oder einfach abends gemütlich noch eine Stunde spazieren kann. Hingegen ist es schön mit Luna, wenn man krank ist oder es regnet - dann bin ich nämlich die, die nach 15min wieder aufs Sofa liegen kann und der Hund auch nicht mehr verlangt. :ugly:

 
.. ich sprech doch aber nur von meinem Hundetier.. *söifts* ... und wollte niemanden an den Karren fahren... :ugly:

Verlangen würd er die Beschäftigung wohl auch nicht. Aber dafür Nachts nicht mehr schlafen :ugly:   Und dat geht nun mal gar ned :lol:

 
@Pfösu, OT, aber finds grad lustig dass du deinem Hundetier auch "Hundetier" sagst :D mach ich auch so

 
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Ob es tatsächlich so viele Hunde gibt, die an einem Burn-Out leiden, kann ich nicht beurteilen. Auch nicht, ob es mit einem Burnout des Menschen vergleichbar ist.

Was aber sicher ist, ist, dass heute immer mehr Hunde mit einer ganz bestimmten Vorstellung gekauft werden, die nachher nicht zwingend zur entsprechenden Rasse oder noch mehr Individuum passen muss.

Ersthundehalter orientieren sich dabei stark an den "heile Weltbildern", die die Werbung ihnen vorgaukelt und den Hunden, denen sie draussen an vielen unterschiedlichen Orten begegnen. Ob es den Hunden dabei wohl ist, oder nicht, können die wenigsten in dem Moment beurteilen. Oder dann die andere Seite, der ehrgeizige Hundehalter, der möglichst früh seinen Hund in die für ihn gewünschte Richtung fördert, ohne ihm die Zeit zu lassen, zu reifen und erwachsen zu werden. 

Viele Hunde sind GsD so anpassungsfähig, dass sie damit umgehen können. Aber die anderen werden zu den sogenannten "Problemhunden". Sei es weil der Mensch nicht auf ihre Bedürfnisse eingeht und/oder seine Zeichen nicht lesen kann oder will. Dann bleibt dem Hund nichts anderes übrig in eines der 4 F's zu flüchten und zeigt dann ein, bis auf das Freeze, für den Menschen problematisches Verhalten. Das Freeze nenne ich hier ganz bewusst separat. Dieses zeichnet sich ja meist durch ein Resignieren des Hundes aus. Ein Verhalten das für die meisten Hundehaltern ein unproblematisches Zusammenleben bedeutet. Dass es für den Hund aber die Hölle sein kann, merken sie erst, wenn entsprechende Krankheitssymptome auftreten oder der Hund doch mal aus dem Nichts heraus reagiert. 

Mit dem "Burnout" hat man aber nun ja wieder ein Symptom hat, dass man benennen und medikamentös behandeln kann, ohne der Ursache wirklich auf den Grund gehen zu müssen (hatte selbst einen solchen Fall bei mir in der Hundeschule).  Problematisch wird es vor allem dann, wenn nur der Hund (medikamentös) therapiert wird, ohne dass auch der Mensch sich und den Umgang mit seinem Hund ändert, sobald dieser wieder fit ist. 

Bei mir in der Hundeschule lege ich deshalb von Anfang an sehr viel Wert, dass die Hunde auch in den Stunden viele ruhige Momente haben und besonders die Welpen und Junghunde die Stunden ruhig beginnen und beenden. In den Welpenstunden haben wir auch schon Teams während der Stunde separat betreut, wenn wir merkten, dass dieses in der Gruppe überfordert ist. - häufig haben wir sie danach auch früher nach Hause geschickt, damit der Hund das Ganze in aller Ruhe verarbeiten konnte und sie erst nach und nach in die Gruppe integriert.

Aber es gab leider auch hier Leute, die nicht verstanden haben, weshalb sie ihre Hunde nun nicht mit den anderen spielen lassen können und deshalb nicht mehr kamen (GsD waren das aber wenige).

Ich selbst hatte das Glück, dass ich schon mit meinem ersten Hund, einen ganzen Tag lang was unternehmen konnte, aber genauso gut einen oder mehrere Tage auf der faulen Haut liegen konnte, ohne dass man ihm was anmerkte. 

Und weil ich das so schätzte, war es mir wichtig, dass ich dies auch bei meinem nächsten Hund nach Möglichkeit so halten kann. Auch wusste ich, dass mich ein Hibbelhund kirre machen würde, deshalb habe ich mir auch  ganz bewusst eine Zucht ausgesucht, bei der die Welpen ihre Ruhezeiten bekamen, wenn sie sie brauchten. Auch wenn das hiess, dass man beim Besuch erst einmal 2 Stunden warten musste, bis man die Kleinen zu Gesicht bekam ;)

Und es hat sich gelohnt. Jason holt sich seine Ruhephasen wann immer er kann und verträgt genauso Tage, an denen eine Menge läuft, wie auch Tage, an denen er gerade mal zum Versäubern raus kommt. Dabei ist er aber immer zu 100% dabei, wenn was läuft, kann aber genauso gut stundenlang neben mir liegen und nichts tun und auf dem Spaziergang seinen Düften nachgehen, ohne Beschäftigung einzuverlangen :)

Moni

 
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Habe kürzlich eine interessante Abhandlung eines Kinderarztes zum Thema "Langeweile" gelesen. Wie wichtig für die Entwicklung es ist, dass sich Kinder auch langweilen. Langeweile unterstützt den Lernprozess selber runter zu fahren, aber auch die eigenen Kreativität. Fördert die Erweiterung des eigenen Potenzials, aber auch das Sozialverhalten. Ich habe mir dann darüber Gedanken gemacht, ob es bei den Tieren nicht ähnlich sein könnte. Gönnen wir unseren Tieren teils einfach zu wenig Langeweile? Wenn ich mir das so überlegen mit einem Welpen. Wir bestimmen fast seinen gesamten Rhythmus. Jetzt lernen wir das und das. Dann musst du schlafen. Kaum wach, sofort raus mit ihm, klar wegen Stubenreinheit. Ist der Welpi wach und wir machen nichts mit ihm, behalten wir ihn trotzdem im Auge damit er keinen Quatsch anstellt, logisch, wer hat schon gerne zerkaute Möbel oder Schuhe. Aber nehmen wir den Hunden damit nicht auch ein Teil der Möglichkeit der eigenen Entfaltung/Verantwortung. Macht er nämlich Quatsch, so bieten wir gleich eine Alternative an und diktieren ihm somit wieder was er tun soll/kann. Also wir übernehmen eigentlich von Anfang die Kontrolle über seinen Rhythmus. Wie soll er sich da selber "spüren" lernen? Wie sollen wir da später mit Sicherheit herauslesen können, was bereits zu viel ist für ihn? Liegt da nicht auch bereits ein Grundstein für dieses Problem?
Ich habe das auch schon gelesen. Weiss aber nicht, ob es vom gleichen Autor stammt. Auf jeden Fall ging es dort auch noch darum, dass auch wir Eltern lernen müssen, diese Langeweile der KInder auszuhalten und nicht gleich nach der nächsten Ablenkung zu suchen...eine nicht immer einfache Aufgabe :)

Und ich geb dir recht, sehr oft wird schon vom Welpen sehr viel verlangt und er wird von seinen Besitzern kontrolliert und gegängelt. Am besten kann er auch schon die wichtigsten Grundkommandos mit einem halben Jahr.

Dabei finde ich es gerade in der Phase so wichtig, dass man zusammen erst einmal die Welt erobert und der Hund auch mal Blödsinn machen und er auch lernen darf, selbst auf "Probem"lösungen zu kommen (immer in Massen und nicht so, dass es ihm oder anderen schadet...auch nicht dem Lernerfolg).

Ich persönlich mag es, wenn ein Hund im Rahmen von selbstverständlich vorhandenen Grenzen lernt, selbständig zu agieren, der aber auch akzeptiert, dass es manchmal Situation gibt, in der andere für ihn entscheiden.Genau so schön ist es doch auch, sich mit seinem Welpen/Hund einfach mal irgendwohin zu setzen und die Welt rundherum einfach nur zu beobachten. Das Ganze evt noch mit einem leckeren Kauartikel versüsst, um sich zwischendurch etwas aus dem Geschehen herauszunehmen oder einfach eine kleine Massage zu geniessen. 

Denn so kann er zu einem selbstbewussten Hund heranwachsen, der auch mal ein paar unangenehmere Situation aushält, der aber auch gelernt hat, dass er Jemanden an seiner Seite hat, auf den Verlass ist, der ihn versteht und der seine Bedürfnisse und Ängste ernst nimmt. 

Aber es gibt durchaus Hunde, die erst einmal lernen müssen, dass nicht immer Aktion angesagt sein muss und dass einfach mal Nichts tun, auch toll oder besser noch, viel angenehmer ist, weil man dann wieder Energie schöpfen kann und Platz für Neues hat. Da kann ein zur Ruhe "zwingen" durchaus mal sinnvoll sein. Es muss ja nicht immer nur die Box sein sondern es kann genauso wie von Sighthound beschrieben gemacht werden. 

Moni

 
Meine haben " Nichtstun" zwangsläufig lernen müssen; denn sie kamen ja vom ersten Tag an mit zur Arbeit. Sherlock musste zu Beginn in die Softbox, da es für ihn Drama bedeutet hat, wenn ich den Pausenraum wo die Hunde sind verlassen habe. In der Box war er aber brav. Chumani durfte von Beginn an draussen bleiben; sie konnte man nie gut an die Box gewöhnen, es war aber auch nicht nötig!

Dadurch war ich nicht gross auf die Welpen fixiert; ging aber anfangs so alle 1-2 Stunden raus, putzte dann halt ein allfälliges Missgeschick. So hatten sie eigentlich sehr viel Ruhe und auch mal "Langeweile", mit der sie leben lernen mussten.

 
Wie alles in dieser Welt hat es Vor- und Nachteile, wenn etwas einen Namen bekommt. Eben vieles läuft (teils sicher fälschlicherweise) unter Burn-out und es ist ein Modewort, klar der Nachteil. Vorteil, es wird zum Thema und es wird darüber gesprochen, weil es einen Namen hat und das ist gut für jedes Tier das betroffen ist oder auch nur auf dem Weg dahin. Eine solche Diagnose, sei es jetzt wirklich Burn-out oder einfach zu viel Stress/Dauerüberforderung bedeutet auch nicht gleich, dass jedem Tier Antidepressiva reingestopft werden. Es gibt zum Glück sehr vernünftige TAs die durchaus zuerst einmal auf andere Möglichkeiten hinweisen und auch klar die Langzeitmassnahmen in Sachen Umgang mit dem Tier thematisieren und die Besitzer an Fachleute weiterverweisen. Oder Besitzer, die das Hirn benutzen und nicht einfach Pillen einstecken, sondern sich zuerst mal schlau machen und nach anderen Möglichkeiten suchen.

 
Noch kurz eine Anmerkung zu Ruhephasen, die im Welpenalter erlernt werden müssen, da das hier sehr stark betont wird;-).

Meine Hunde kamen alle im erwachsenen Alter zu mir, alle aus dem Tierschutz. Die haben alle schnell kapiert, dass hier nicht 24h Party ist, 3-4 Wochen turnten die hier wie aufgezogen rum, was einfach ignoriert wurde bzw. daily business gemacht wurde, dann kam 2-3 Wochen des Dauerpennens und dann hat sich das normalisiert. D.h. wenn etwas los ist, dann sind sie dabei und ansonsten pennen sie meistens und man bemerkt sie im Haus eher weniger. Ist wohl auch rasseabhängig, das will ich gar nicht abstreiten.

Meine sind im Gegensatz zu den ersten Jahren, wo wir viel Hundeschule und Co. gemacht haben (und dort viel Alltagstraining im Sinne von Training in der Stadt, neben dem Sportplatz, Feld etc.) vergleichsweise wenig im städtischen Gebiet unterwegs, wenn dann aber doch, dann geht das auch. Natürlich gucken sie dann etwas mehr, sind etwas aufgeregter, aber nicht furchtbar im Stress. Und das etwas mehr an Stress halte ich für aushaltbar.

Zum Thema Antidepressiva: könnte mir vorstellen, dass das für TA auch nicht ganz einfach ist, vor allem nicht bei lern- und beratungsresistenten Haltern, die weniger gern gesagt bekommen, dass sie ein Handlingsproblem haben als dass der Hund Pillen bekommt, mit denen er den Halter vielleicht besser erträgt;-)...

 
Ich finde es gut, dass dieses Thema bei Hunden zur Sprache kommt. Ob man es Burnout oder wie auch immer nennen will - es gibt viel zu viele Hundehalter, die auf biegen und brechen mit ihrem Hund ein Riesenprogramm durchziehen wollen, und vielleicht hat der Hund ja auch Spass daran, kann aber gar nicht mehr abschalten mit der Zeit oder wird ein Balljunkie oder sonst etwas "Suchtmässiges". Ich überlege mir manchmal auch, ob ich mit Müüsli zu wenig mache, aber sie ist jetzt 10 Jahre alt und sagt sehr genau, was sie will - und das sind nicht mehr lange Spaziergänge, sondern viel schlafen den ganzen Tag (und in der Nacht auch, egal ob mehr oder weniger lief tagsüber), viel kuscheln (sie kommt immer zu einem, wenn man auf dem Sofa liegt), jeden Tag im Garten etwas Spielen und kurze Spaziergänge. That's it, so ist sie zufrieden. Für mich stimmt das so auch, ich bin froh, habe ich keine Sportskanone als Hund daheim.

 
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