Wasserhunde

Dumboline

Erfahrener Benutzer
01. Dez. 2009
2.037
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Perro de Agua Español

Ich möchte hier mal die Rasse der Spanischen Wasserhunde vorstellen
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(Vielleicht mag ja jemand mit den Lagotti, Barbets oder den Portugiesischen Wasserhunden weitermachen...)

Herkunft und Geschichtliches
Die Heimat dieses Hundes ist Spanien, vor allem ist er in Südspanien/Andalusien verbreitet. Man unterteilt ihn in drei verschiedenen Typen, den Typ Perro del Cantábrico (im Norden), den Typ Marismeño und den Typ Sierra, der am häufigsten in Andalusien anzutreffen ist. Über seine Herkunft gibt es zwei Theorien: Nach der einen sollte er von den Mauren aus Nordafrika mitgebracht worden sein, nach der anderen sollen Türken diesen Hund bei der Ausfuhr von Merinoschafen mitgebracht haben.

Beschreibung
Der Perro de Agua Español ist ein mittelgroßer Wasserhund und wird bis 50 cm groß und 22 kg schwer, dabei wohlproportioniert: der Hund soll länger als hoch sein. Sein Fell ist immer gelockt und wollig in der Textur, wenn es länger wird, können sich Zotten bilden wie bei einem Puli oder Komondor. Er ist eine „nichthaarende“ Hunderasse und bedarf keiner Fellpflege, wie Kämmen oder Bürsten.

Wesen
Spanische Wasserhunde gelten als intelligent, lern- und arbeitsfreudig, sie sind sehr gehorsam und einfach zu erziehen (Anm. der TE: heisst übersetzt: sie lernen auch jeden Blödsinn in null komma nix). Die Hunde schließen sich eng an ihre Menschen an, sind freundlich, fröhlich, treu und unternehmungslustig, für Kinder sind sie unermüdliche Spielgefährten (Anm. der TE: oder natürlich für Erwachsene die wie Kinder unermüdlich im Spielen sind
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). Sie sind robuste und anpassungsfähige Hunde, sportlich, schnell, geschickt und ausdauernd. Fremden gegenüber sind sie eher zurückhaltend, haben sie Vertrauen gefasst, sind sie unkomplizierte Hunde.

Rassespezifische Erkrankungen
Beim Perro de Agua Español kann, wie bei vielen mittelgroßen und großen Hunderassen, die erbliche Hüftgelenksdysplasie (HD) vorkommen. Daher dürfen nur geröntgte Elterntiere für die Zucht verwendet werden. Gezüchtet werden darf laut Vorschriften des VDH bis zu einem Grad der HD-C, der Partner muss dann HD-frei sein. Bei der Rasse wurde auch prcd-PRA nachgewiesen, eine erblich bedingte Augenkrankheit, die zum Erblinden führt. Durch Gentest können die Träger ermittelt und Konsequenzen für die Zucht gezogen werden. Auf Goniodysplasie, eine weitere Augenkrankheit, wird inzwischen auch getestet. Es gibt Perros die sehr stark behaarte Schlappohren haben. Wenn man da nicht regelmässig die Ohren kontrolliert und die Haare ausrupft, kann es zu Ohrentzündungen kommen.

Verwendung
In Spanien werden sie immer noch eingesetzt als Hütehunde, als Stöber- und Apportierhunde für die Jagd und als Helfer der Fischer. Heute wird er in fast allen Bereichen eingesetzt, als Rettungshund, Spürhund für Drogen, Sprengstoffe oder Brandbeschleuniger, ja sogar als Schutzhund.

Anm. der TE:Was ich persönlich für totalen Quatsch halte. Nicht weil ich etwas gegen diese Sportart hätte, im Gegenteil, aber der Perro ist einfach kein geeigneter Schutzhund. Das fängt schon damit an, dass er als Apportierhund genetisch bedingt einen weichen Biss hat, was beim Schutzdienst ja alles andere als erwünscht ist. Manchmal denke ich, dass man einfach mit jeder Rasse mal ein Videöli mit Hund am Ärmel gezeigt haben muss, um ihn als "richtigen" Hund verkaufen zu können :rolleyes: .
Ausserdem hat mir der Rassespezialist Gerd Leder anlässlich eines Seminars mal gesagt, dass er auf all seinen Reisen und während seiner Recherchen noch nie einen Perro gesehen hätte, der effektiv zum Hüten eingesetzt wurde. Eine Hütehunde-Rasse würde sich heutzutage einfach besser verkaufen, als eine Jagdhunde-Rasse.
Meine Erfahrung mit meinem Perro zu Hause: es ist ein Jagdhund und zwar nicht nur auf Sicht sondern mit allen Sinnen - gut führbar und sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Hundeführer bedacht aber ein Jagdhund.

Letztendlich ist er ein sehr guter Familienhund, der allerdings wie alle Arbeitshunde ausreichend Bewegung und Beschäftigung braucht. Hundesport und die Wasserarbeit fordern ihn seinem Wesen entsprechend.

FCI-Standard Nr. 336
Gruppe 8: Apportierhunde – Stöberhunde – Wasserhunde
Sektion 3: Wasserhunde
Ohne Arbeitsprüfung

Ursprung: Spanien

Alternative Namen:
Spanischer Wasserhund
Perro Turco (Türkenhund)
Turco Andaluz (Andalusischer Türke)

Widerristhöhe:
Rüde: 44–50 cm
Hündin: 40–46 cm

Gewicht:
Rüde: 18–22 kg
Hündin: 14-18 kg
Quelle
Haarkleid
Es ist immer gelockt und wollig in der Textur. Gelockt, wenn es kurz ist; wenn es lang ist, kann es Zotten bilden. Geschorene Tiere sind zugelassen; die stets gleichmässige und vollständige Schur darf jedoch nie zu einer « ästhetischen » Aufmachung werden.
Die für Ausstellungen empfohlene maximale Haarlänge ist 12 cm (15 cm bei gestrecktem Haar) und die minimale Länge ist 3 cm, um die Qualität der Locken beurteilen zu können.
Die Welpen kommen immer mit gelocktem Haar zur Welt.

Farben
Einfarbig : weiss, schwarz und braun in den unterschiedlichen Nuancen.
Zweifarbig : weiss und schwarz oder weiss und braun in den unterschiedlichen Nuancen.
Dreifarbige, gesprenkeltes oder geflecktes Fell sowie schwarz-lohfarbene und haselnuss-lohfarbene Hunde sind nicht zulässig.
Quelle

image.jpg

das ist Amigas Papa Camaron de Mahalanme Quelle

eine schwarze Hündin Quelle
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der gleiche Hund, einmal von lnks, einmal von rechts Quelle
ramonandraz_0001small.jpg

eine braune Hündin im vollen Schnürenpelz Quelle

Am Anfang haben mir die zotteligen, langhaarigen Perros immer besser gefallen als die geschorenen. Inzwischen finde ich aber einen geschorenen, gut bemuskelten Perro fast schöner. Leider findet man kaum Fotos davon im Netz.
Die Braunen und die Schwarzen bleichen fast immer sehr stark aus mit den Jahren. Vorallem die Braunen werden fast grau.
Der einzige Grund, wieso ich mich nicht noch einmal für einen Perro entscheiden würde, wäre der, dass ich ev. auch mal noch einen etwas grösseren Hund möchte. Aber vom Wesen her sind diese Hunde für mich absolut toll. Es sind keine Spezialisten sondern Allrounder. Man kann jeden Quatsch mit ihnen anstellen, die sind immer freudig dabei.
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Edit: kaputten Link entfernt

 
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Vielen lieben Dank, Dumboline! Das ist ja eine äusserst ausführliche Beschreibung, gespickt mit deiner Erfahrung.

Meine Fragen kommen dann noch. :D Aber soviel vorweg: Albi hat vorhin mitgelesen, und er war doch sehr angetan. Ich auch.

 
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Die ersten Fragen zum Perro:

- Wie sieht es aus mit Schutztrieb? Verteidigen sie Eigentum und/oder Halter?

- Das Fell zum Ersten: Hat es Unterwolle?

- Das Fell zum Zweiten: Wie lange dauert es, bis das kurze (vielleicht 3cm lange) Fell nach dem Schwimmen trocken ist?

- Das Fell zum Dritten: Mir ist weder am Samstag noch damals auf dem gemeinsamen Spaziergang aufgefallen, dass Amiga riecht. Merkt man das häufige Baden nicht?

- Hat der Perro als "Nichthütehund" in dem Fall das typische Zwicken nicht?

- Wird um die Farbe ein Trara gemacht? Oder ist jede (erlaubte) Farbe eine gute Farbe?

Was mich auch noch interessieren würde: Welche Eigenschaften würdest du als potentiell negativ bezeichnen? Was liest man weder im Rasseclub noch auf einer Züchter-Homepage?

 
@Sighthound

Ja sie sind eher laut aber nicht das geitschende, hohe Gekläffe. Sie haben eine eher tiefe Stimme. Tiefer als der Lagotto.

Die Spanischen Wasserhunde gehören zu den bellfreudigen Hunden. Man kann da aber erziehungstechnisch sehr viel erreichen.

 
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Die ersten Fragen zum Perro:
Cool! :D
- Wie sieht es aus mit Schutztrieb? Verteidigen sie Eigentum und/oder Halter?
Ja haben sie und tun sie und zwar mit lautem Getöse. Ob Amiga beissen würde kann ich nicht sagen. Ich war zum Glück noch nie ernsthaft in Bedrängnis. Ich denke mal schon.
- Das Fell zum Ersten: Hat es Unterwolle?
Das ist von Perro zu Perro sehr unterschiedlich. Es gibt welche mit sehr viel Unterwolle, die neigen dann auch eher zum Verfilzen. Amiga hat so gut wie keine Unterwolle. Das ist ein Vorteil beim Trocknen und beim Fell wachsen lassen. Im Winter ist sie aber natürlich auch nicht so gut geschützt. Da sie aber draussen eh immer in Bewegung ist, war das bisher noch nie ein Problem.
- Das Fell zum Zweiten: Wie lange dauert es, bis das kurze (vielleicht 3cm lange) Fell nach dem Schwimmen trocken ist?
Vorerst etwas zur Definition "kurzes Fell": Die meisten Perro-Besitzer scheren ihre Hunde runter auf 7 mm - das ist dann kurz :D . Ich schere Amiga immer nur auf 13 mm, allerhöchstens mal auf 9mm. So wie ihr Fell am letzten Samstag war, sind es ungefähr 3 cm. Die letzte Schur ist ziemlich genau ein Monat her. Die Zeit, die es fürs Trocknen braucht, hängt sehr von der Unterwolle ab. Amiga trocknet immer relativ schnell. Wenn sie allerdings lange Zotteln hat, dann dauert das. Man muss sich diese Zotteln genau wie Rastalocken bei den Menschen vorstellen: die feuchteln dann innerlich gemütlich vor sich hin....
- Das Fell zum Dritten: Mir ist weder am Samstag noch damals auf dem gemeinsamen Spaziergang aufgefallen, dass Amiga riecht. Merkt man das häufige Baden nicht?
Die Perros haben wie die Pudel keinen typischen Hundegeruch. Wenn die Zotteln aber lang sind, dann müffeln die Rastas ziemlich vor sich hin, wenn der Hund nass ist. Das Kind beim Namen genannt: dann stinken sie :ugly: Abhilfe schafft man, indem man entweder das Fell kurz hält oder sie trockenföhnt - oder halt nicht immer ins Wasser lässt (was aber beim Wasserhund nicht ganz so einfach werden wird :evil: )
- Hat der Perro als "Nichthütehund" in dem Fall das typische Zwicken nicht?
Nein, ich habe das bei Amiga noch nie gesehen. Natürlich ist sie mir als Welpe phasenweise auch am Hosenbein gehangen aber das Zwicken um jemanden zu stoppen kenne ich von ihr nicht.
- Wird um die Farbe ein Trara gemacht? Oder ist jede (erlaubte) Farbe eine gute Farbe?
Die Züchterin von Amiga hat sich mal darüber genervt, dass viele Leute lieber helle Perros wollen oder die zweifarbigen und die Züchter entsprechend verpaaren würden. Das ist aber eine Weile her. Ob der Trend immer noch dahin geht, müsste ich mal nachfragen. Ich selber finde es halt bei den braunen so schade, dass sie so extrem ausbleichen. Das wäre für mich ein Grund, keinen braunen zu nehmen. Bei den schwarzen finde ich das weniger schlimm.
Was mich auch noch interessieren würde: Welche Eigenschaften würdest du als potentiell negativ bezeichnen? Was liest man weder im Rasseclub noch auf einer Züchter-Homepage?
Es sind Kläffer! Wahrscheinlich kam drum irgendwann mal die Behauptung auf, es seien Hütehunde :escape: Das ist jetzt vielleicht etwas übertrieben formuliert aber man muss sich dessen schon bewusst sein, dass die Perros zu den bellfreudigen Rassen gehören. Man kann aber erziehungstechnisch sehr viel erreichen, man muss einfach gleich im Welpenalter damit anfangen.

Ich habe mit Amiga eine sehr wesenssichere und einfach zu händelnde Hündin erhalten. Man sollte sich die Mutter allerdings gut anschauen. Es gibt einige Linien mit sehr unsicheren Hunden. Das sind dann richtig typische Angstbeisser.

 
Danke für den ausführlichen Beschrieb, eine wirklich spannende Rasse, die evtl. Auch mal für mich in Frage käme.

 
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Danke für die Antworten!

Ja haben sie und tun sie und zwar mit lautem Getöse. Ob Amiga beissen würde kann ich nicht sagen. Ich war zum Glück noch nie ernsthaft in Bedrängnis. Ich denke mal schon.
In welchen Situationen zeigt sie den Schutztrieb? Am Samstag hat sie zum Beispiel keinen Mucks getan, als wir auftauchten. Macht sie es nur auf ihrem Territorium?Und ist es "nur" ein Bellen, oder wirkt es agressiver? Gar mit Knurren und Drohen?

Das ist von Perro zu Perro sehr unterschiedlich. Es gibt welche mit sehr viel Unterwolle, die neigen dann auch eher zum Verfilzen.
Laienfrage: Wächst eigentlich die Unterwolle auch ohne auszufallen? Wie das Haupthaar?
Vorerst etwas zur Definition "kurzes Fell": Die meisten Perro-Besitzer scheren ihre Hunde runter auf 7 mm - das ist dann kurz :D . Ich schere Amiga immer nur auf 13 mm, allerhöchstens mal auf 9mm. So wie ihr Fell am letzten Samstag war, sind es ungefähr 3 cm. Die letzte Schur ist ziemlich genau ein Monat her. Die Zeit, die es fürs Trocknen braucht, hängt sehr von der Unterwolle ab. Amiga trocknet immer relativ schnell. Wenn sie allerdings lange Zotteln hat, dann dauert das. Man muss sich diese Zotteln genau wie Rastalocken bei den Menschen vorstellen: die feuchteln dann innerlich gemütlich vor sich hin....
Das heisst, ich bräuchte eher ein Exemplar ohne oder zumindest mit nur wenig Unterwolle. Sieht man das bereits beim Welpen, wie das Fell diesbezüglich später wird?
Die Perros haben wie die Pudel keinen typischen Hundegeruch. Wenn die Zotteln aber lang sind, dann müffeln die Rastas ziemlich vor sich hin, wenn der Hund nass ist. Das Kind beim Namen genannt: dann stinken sie :ugly: Abhilfe schafft man, indem man entweder das Fell kurz hält oder sie trockenföhnt - oder halt nicht immer ins Wasser lässt (was aber beim Wasserhund nicht ganz so einfach werden wird :evil: )
Also nein, einen Wasserhund würde ich nur wenn wirklich nötig vom Wasser abhalten. Da er bei mir wohl eh meist mit Kurzhaarfrisur rum laufen würde, scheint das kein Thema zu sein. Wobei GöGa meinte, die Zottel gefallen ihm auch nicht schlecht. Aber seine Nase würde ihn dann vielleicht eines anderen belehren. :D
Die Züchterin von Amiga hat sich mal darüber genervt, dass viele Leute lieber helle Perros wollen oder die zweifarbigen und die Züchter entsprechend verpaaren würden. Das ist aber eine Weile her. Ob der Trend immer noch dahin geht, müsste ich mal nachfragen. Ich selber finde es halt bei den braunen so schade, dass sie so extrem ausbleichen. Das wäre für mich ein Grund, keinen braunen zu nehmen. Bei den schwarzen finde ich das weniger schlimm.
Ich finde es immer etwas schade, wenn die Farbe eine Rolle spielt. Solange es keine gesundheitliche Folgen hat, darf bei mir ein Hund irgendeine Farbe haben.
Es sind Kläffer! Wahrscheinlich kam drum irgendwann mal die Behauptung auf, es seien Hütehunde :escape:

Das ist jetzt vielleicht etwas übertrieben formuliert aber man muss sich dessen schon bewusst sein, dass die Perros zu den bellfreudigen Rassen gehören. Man kann aber erziehungstechnisch sehr viel erreichen, man muss einfach gleich im Welpenalter damit anfangen.
Haha!Diesbezüglich bin ich ja erprobt: Appimix und Aussie! :D

Ich habe mit Amiga eine sehr wesenssichere und einfach zu händelnde Hündin erhalten. Man sollte sich die Mutter allerdings gut anschauen. Es gibt einige Linien mit sehr unsicheren Hunden. Das sind dann richtig typische Angstbeisser.
Ja, dann werde ich dich bestimmt dazu durchlöchern, falls es mal einen Perro geben sollte.
Da es ja nicht nur ein Perro-Thread ist, wäre es toll, wenn die anderen Wasserhunderassen von ihren Besitzern auch noch beschrieben würden.

 
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Das ist bei mir grade andersrum ich mag die quadratischen lieber. Diese Wesenszüge würden mich interessieren. Magst du mir im Wasserchruselithread schildern, welche Wesenszüge das sind? Ich muss gestehen, ich habe keine Ahnung wie so ein Perro vom Wesen her ist.
Also.....ich werde mich jetzt hoffentlich nicht unbeliebt machen....immerhin sind die Lagotto-Besitzer hier drin klar in der Überzahl :D

Gleich vorneweg: ich kenne nur zwei Lagotti wirklich gut und meine Eindrücke sind rein subjektiv und können bestimmt nicht als relevant betrachtet werden.

Ich finde die Perros sind irgendwie etwas cooler im Wesen. Sie haben eine höhere Reizschwelle. Die beiden Lagotti, die ich kenne, sind zwar sehr gut erzogen. Ihre Impulskontrolle ist top (viel besser als die von Amiga) und sie gehorchen aufs Wort. Aber es braucht halt auch bei jedem Furz "ein Wort". Die sind immer in null-komma-nichts auf 180. Klar sind sie auch gleich wieder still, wenn dann "das Wort" kommt aber sie können nie einfach mal etwas ignorieren.

Es handelt sich bei den beiden um einen Rüden und eine Hündin aus verschiedenen Zuchten. Der eine Hund war von Welpe an bei den heutigen Besitzern, der andere kam erst im Alter von eineinhalb Jahren zu ihnen. Die Bedingungen in den ersten Monaten waren also unterschiedlich, daran kann es nicht liegen.

Mir wären die Lagotti zu leicht reizbar, zu nervös. Das ist nichts für mich. Ich habe selber schon eine tiefe Reizschwelle, wenn ich dann auch noch einen solchen Hund hätte, wäre das eine schlechte Kombination.

In welchen Situationen zeigt sie den Schutztrieb? Am Samstag hat sie zum Beispiel keinen Mucks getan, als wir auftauchten. Macht sie es nur auf ihrem Territorium?

Und ist es "nur" ein Bellen, oder wirkt es agressiver? Gar mit Knurren und Drohen?
Ihr Schutztrieb zeigt sich vorwiegend in ihrem Territorium. Und auch da eigentlich nur, wenn jemand "unangemeldet" auftaucht. Wenn z.Bsp. jemand an der Tür klingelt, dann bellt sie nicht oder höchstens zum Angeben. Wenn aber ein Fremder (kein Nachbar) die Frechheit besitzt, am Gartenzaun entlang zu gehen, bellt sie wie eine Grosse :D . Sie macht das dann aber nicht endlos sondern sie rennt hin, stellt sich auf die Zehenspitzen ( :evil: ), bellt ein paar mal und bleibt dann "gross" ( :ugly: ) und steif stehen. Gleiche Reaktion zeigt sie im Auto. Wenn ich mit jemandem zum Auto hingehe, reagiert sie nicht. Wenn aber einfach jemand angelatscht kommt, dann bellt sie ein paar Mal. Drohen in Form von Lefzenheben oder Knurren habe ich noch nie beobachtet. Sie knurrt manchmal als Vorstufe zum Bellen.

Ich kann also sagen: es ist "nur" ein Bellen (wobei das Bellen für viele Nicht-Hundebesitzer ja oft die zweithöchste Stufe von Agressionsverhalten ist). Wieviel von Amigas Verhalten aber Erziehung und wieviel angeborenes Verhalten ist, kann ich dir nicht sagen. Ich wohne in einem Mehrfamilienhaus und habe ihr von Anfang an klar gemacht, dass Geräusche im Treppenhaus sie nicht zu interessieren haben. Dass sie am Gartenzaun bellt, habe ich ihr nie konsequent verboten. Natürlich nervt es mich manchmal, wenn ich gemütlich auf dem Liegestuhl rumhängen will und sie bei jedem Radfahrer, der sich in die Sackgasse verirrt hat, ein Gezeter ablässt, aber auf der anderen Seite wohne ich am Rand der Landwirtschaftszone und ich bin sehr oft alleine, da finde ich es ganz praktisch, dass sie sich bemerkbar macht.

Laienfrage: Wächst eigentlich die Unterwolle auch ohne auszufallen? Wie das Haupthaar?
Ja soviel ich weiss schon. Perros haaren allgmein nicht. Ich habe noch nie gehört, dass die Unterwolle ausfällt. Es kommt bei den Zotteligen vor, dass eine Rastalocke "abbricht" oder es gibt die ganzen "Wollmäuse", wenn sie sich heftig kratzen. Die kann man aber gut von Hand aufsammeln.

Aber nicht vergessen: der Perro haart zwar nicht, bringt aber sonst viel Schmutz rein. Das längere Fell hat die Eigenschaften eines Swiffers. Kurz geschoren sind sie total pflegeleicht.

Das heisst, ich bräuchte eher ein Exemplar ohne oder zumindest mit nur wenig Unterwolle. Sieht man das bereits beim Welpen, wie das Fell diesbezüglich später wird?
Ich denke, ein(e) erfahrene( r) Züchter(in) kann dir das bestimmt schon beim Welpen sagen.

Also nein, einen Wasserhund würde ich nur wenn wirklich nötig vom Wasser abhalten. Da er bei mir wohl eh meist mit Kurzhaarfrisur rum laufen würde, scheint das kein Thema zu sein. Wobei GöGa meinte, die Zottel gefallen ihm auch nicht schlecht. Aber seine Nase würde ihn dann vielleicht eines anderen belehren. :D
Ja das fände ich auch schade. Wobei z.Bsp. Amiga im Winter gar nicht ins Wasser geht, wenn es nicht nötig ist. Ich schere sie immer Anfang Oktober das letzte Mal und dann je nach Wetter im März, April wieder. So habe ich wenigstens ein paar Monate lang einen Zottelbär zu Hause :D

Ich finde es immer etwas schade, wenn die Farbe eine Rolle spielt. Solange es keine gesundheitliche Folgen hat, darf bei mir ein Hund irgendeine Farbe haben.
Das ist sicher die richtige Einstellung. Für mich kommen die Wesenseigenschaften, Rassemerkmale, etc. auch immer vor dem Aussehen. Aber das Äussere ist mir schon auch wichtig....

Ja, dann werde ich dich bestimmt dazu durchlöchern, falls es mal einen Perro geben sollte.
Ja gerne :) . Im Moment gibt es in der Schweiz gar keine Züchterin mehr, ah doch eine, aber die fängt gerade erst an. In Deutschland sind die Perros aber um einiges bekannter als die Lagotti.

Da es ja nicht nur ein Perro-Thread ist, wäre es toll, wenn die anderen Wasserhunderassen von ihren Besitzern auch noch beschrieben würden.
Ja! Bitte!

 
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Also ehrlich, der Perro wird mir immer sympathischer!

Danke, Dumboline, für deine ausführlichen Antworten.

 
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Mag niemand etwas zu den anderen Wasserhunden (Lagotto, Pudel) schreiben? Auch was Unterschiede und Gemeinsamkeiten zum oben beschriebenen Perro betrifft?

Man muss ja nicht ein absoluter Experte in diesen Rassen sein, um sein Wissen, seine Erfahrungen weitergeben zu können.

OT: Es ist manchmal schade, dass die Talk-Bereiche gut besucht sind, die Kernbereiche jedoch häufig wenig beachtet werden.

Edit: Tippfehler korrigiert

 
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Ich bin zwar kein Wasserhundexperte habe aber seit mehreren Jahren eine Nachbarin mit Pudeln und einen Kollegen, von dem ich den Pudel tagsweise hüte. Es sind aber alle "nur" von der Zwergensorte Toypudel!

Mir fällt bei all diesen Toy's auf, dass sie sehr gerne bellen. Ansonsten sehr quirllige, fröhliche, lerneifrige, menschenbezogene und schmusige Hunde. Alle mir bekannten Toy's sind zu Beginn bei Hundekontakt etwas ängstlich, tauen aber sehr schnell auf und mögen dann sogar meine Grossen Mädels. Alle lieben es mit dem Ball zu spielen. Teils sind sie jagig, auch auf Katzen!

Alle mir bekannten Toypudel sind mäckelige Fresser...teils echt nervenaufreibend mäckelig. Dies ist aber nicht von den Besitzern anerzogen!

 
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Bei den beiden Toy-Pudeln, die ich kenne, fällt mir auf, dass sie offline nur ein Tempo kennen: Rennen, was das Zeug hält. Wahre Duracellhundchen. Füre zrügg, füre zrügg (frei nach Endo Anaconda).

Bei den Klein- und Grosspudeln ist mir das nicht so extrem aufgefallen.

 
toypudel kenne ich keinen, nur mittelpudel, zwerge und grosspudel. und bei allen beeindruckt mich eines sehr stark: ihre führerbezogenheit, ihre freude an allem was der besi mit ihnen tut oder tun will, einfach ihre begeisterung, mit ihrem mensch im team etwas zu tun, egal ob arbeit oder spiel, hupla oder spaziergang. aber ist ist klar dass mir das auffällt, ich mit meinen selbständigen hunden...

 
Ich glaube, das ist bei allen Wasserhunden so. Zumindest bei den Perros und den Lagotti. Bei den Barbets bestimmt auch, sonst würden die wahrscheinlich nicht als Blindenhunde genommen. Einen Portugiesen kenne ich keinen.

 
Mag niemand etwas zu den anderen Wasserhunden (Lagotto, Pudel) schreiben? Auch was Unterschiede und Gemeinsamkeiten zum oben beschriebenen Perro betrifft?

Man muss ja nicht ein absoluter Experte in diesen Rassen sein, um sein Wissen, seine Erfahrungen weitergeben zu können.

OT: Es ist manchmal schade, dass die Talk-Bereiche gut besucht sind, die Kernbereiche jedoch häufig wenig beachtet werden.

Edit: Tippfehler korrigiert
Nur kurz noch zu dem "wenig beachten" der Kernbereiche. In diesen Bereichen ist es öfters so, dass irgendwer daher kommt und einem regelrecht über den Mund fährt. Das hab ich auch oft Dinge gelesen, die nicht mich selber betrafen, mir aber gleich wieder die Lust genommen haben, mich hier einzubringen. Es ist immer noch der Ton, der die Musik macht.

Ich kenne nur wenige Lagotto persönlich und die eben auch nicht so gut, und zum Vergleichen kenne ich  die anderen Wasserhunde auch zu wenig. Da wird es schwierig viel zu schreiben und den Rassestandard kann ja jeder im Internet nachlesen. Und was Dumboline so über den Lagotto geschrieben hat, musste ich erst mal setzen lassen und mir Gedanken machen, den der erste Impuls war nööö das sind keine echten Lagotti, einfach weil für mich reizbar (da schob sich bei mir reizbar=agressiv in den Vordergrund) und Lagotto passt nicht zusammen. Ich hab es noch ein Zweitesmal durchgelesen und meine nun zu verstehen, was Dumboline damit meint.

Was ich am Lagotto sehr mag, ist eben dieses mit dem Menschen arbeiten wollen und dabei ist er wirklich (den nötigen Sachverstand vorausgestzt) sehr leicht zu erziehen. Ich kann gut einen Vergleich ziehen zum Jack Russell (also den Jacky der 90iger, nicht das hysterisch überdrehte Ding von heute) auch für den Jacky ist/war es das Höchste mit oder für seinen Menschen etwas zu tun, er brachte aber Rassebedingt eben den typischen Terrierkopf mit, der dem HH einiges an Konsequenz und Nerven abverlangt, von daher bin ich es gewohnt, einen Hund zu haben, der immer wieder hinterfragt, ob die Regeln von gestern heute auch noch gelten  :ugly: Der Lagotto zeigt diese Verhalten eben auch und ich glaube das ist es was Dumboline meinte mit: es braucht für jeden Furz ein Wort. Da der Lagotto aber sehr sensibel ist, braucht das Wort mal nur etwas lauter (nicht schreien) und strenger zu sein, dann hält es eine Weile. Was ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht schlüssig beurteilen kann ist, wieviel dieses Grenzenaustesten wirklich im Charakter liegt und wieviel an den (hoffentlich) letzten, noch vorhandenen  Pubertätshormonen.

Bellfreudig sind die Lagotti auch, wobei ich da ganz klar Unterschiede sehe bei Eccolo.

Situation 1: Wir waren unterwegs, haben den Spaziergang genutzt für einige Übungen und viel Nasenarbeit = Hund im Quartier bellt, Nachbarshunde bellen, Senta bellt, weiter Nachbarshunde bellen, und Eccolo gibt manchmal seinen Senf auch noch dazu.

Situation 2: Wir waren noch nicht auf der grossen Runde, oder waren "nur" spazieren ohne gross zu arbeiten= Nachbarshund bellt, Senta und Eccolo bellen, weiter Nachbarshunde bellen.

Er durfte von Beginn an, nicht einfach so in der Gegend rumkläffen. Seine Gekläffe hält sich mittlerweilen in Grenzen, es ist also ganz klar mit Erziehung und Auslastung in eine erträgliches Mass zu bringen.

Vorsichtig gegenüber Fremden: Da ist bei Eccolo ein Unterschied zu sehen. Tabasco kann ein Lied singen vom Chruseliwelpi, der jeweil am Objektiv klebte, wenn sie ihn fotografieren wollte. Manchmal weicht er aber auch zurück, wenn Fremde auf ihn zugehen. Ich kann nicht schlüssig sagen woran es liegt, da es ja in der Pubertät immer wieder solche Angstphasen gibt, es kann aber auch sein, dass er einfach mehr Zeit oder evtl auch wieder mehr Begegnungen braucht.

Ein Lagotto hat auf jeden Fall Temperament und sollte (wie jeder Hund eigentlich) gefordert werden. Er ist kein Hund für Couchpotatoes, er ist aber auf jeden Fall ein Hund, der einem mit seiner clownhaften Art öfters zum Lachen bringt, und dem man, dank seines Charmes auch nichts übelnehmen kann.

Edit: etwas Wichtiges vergessen. Der Lagotto ist ein Wasserhund, er braucht Wasser um glücklich zu sein. Ihn vom Wasser fern zu halten ist nervenaufreibend (ich sehe das, wenn er wegen starker Strömung nicht ins Waser darf) und in meinen Augen sinnlos. Wenn es einem zu lange dauert bis er trocken ist, kann man  mit der Felllänge beim scheren etwas Einfluss nehmen.

 
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Ich hab 2 Jahre mit einem Grosspudel zusammen gelebt und bin begeistert von diesem Hund (keine Ahnung ob alle so sind).

Ich habe den Grosspudel als leichtführig, temperamentvoll, intelligent, genügsam, sensibel und menschenbezogen kennengelernt.

Vergleiche zu anderen Wasserhunderassen kann ich leider keine ziehen, da ich die zu wenig kenne.

 
Danke, Sassy, dass von deiner Seite etwas zum Lagotto kommt.

Was mich an so persönlichen Erfahrungen gefällt, ist zum Beispiel dein Vergleich zum Jack Russel. Natürlich kann man den Rassebeschrieb durch lesen, aber genau diese individuellen Einschätzungen finde ich sehr wertvoll.

Ja, der kleine Eccolo war schneller am Objektiv, als ich mich fertig bücken konnte. :D

Die Eigenschaft "zurückhaltend oder misstrauisch Fremden gegenüber" würde eigentlich bei vielen Rassen im Beschrieb stehen; auch zum Beispiel beim Aussie. Nur kenne ich mehr Aussies, die Fremden gegenüber sehr offen sind als solche von der anderen Sorte. Ich glaube das hängt auch mit den Zuchtzulassungsprüfungen zusammen. Da wird vom Hund ja doch einiges verlangt, was fremde Menschen angeht. Da ist bereits ein Weichen nicht optimal.

Beim Lagotto denke ich, dass manche Menschen einfach "wissen", dass es ein Trüffelhund ist - wer käme da auf die Idee, dass der etwas mit Wasser zu tun hat. Ausser man übersetzt mal den Namen dieser Rasse...

Wie ist das mit dem Wasser eigentlich beim Pudel? Diejenigen Pudel die ich kenne, meiden das Wasser. Kommt der Wasserhund bei ihnen nicht mehr so durch, weil er schon so lange hauptsächlich als Begleithund gehalten wurde?

 
die königspudel die ich kenne gehen ins wasser, vom rest weiss ich es nicht. aber auch das ist vermutlich gewöhnungssache. nimmt man den welpen schon mit ans/ins wasser wird das sicher was anderes als wenn man das eben nicht tut. whippets gelten nicht wirklich als wasserfreudig und meine springt sogar aus 1m höhe ins tiefe nass und schwimmt wie ein fisch und auch der eine whippet von iris schwimmt.

und auch das zurückhaltende: windis zb. gelten als sehr, sehr zurückhaltend fremden gegenüber und auf viele mag das zutreffen. beide zuchten meiner hunde haben aber offene hunde und ich hab das zusätzlich gefördert und jetzt hab ich mit nastassja eine die jedem retriever diesbezüglich überlegen ist, bei der muss ich bremsen, sonst würd jede und jeder freudig begrüsst und gleich belagert. ich würd da diesbezüglich eher auf die hunde der zucht gehen, wie die sich zeigen als auf den rassestandard.

 
Falls du was über Pudel wissen möchtest darfst du mich gerne fragen.

Meine Grosseltern züchteten früher Mittelpudel, hatten auch Kleine und Toy. Aufgewachsen bin ich diesem coolen Hunden. Und der Etwas zu gross geratene Zwergpudel meiner Mama ist ne ganz coole Socke und liebt Wasser :)

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