Eine weitere Stellungsnahme der Blindenhundeschule, für alle die es interessiert:
Liebe Freunde und Interessierte der Blindenführhundeschule Allschwil
Wir haben in den letzten Tagen viele Anfragen von Privatpersonen und Organisationen zu Perseus, einem unserer Führhunde in Rente, erhalten. Um Transparenz zu schaffen und Unklarheiten zu adressieren, haben wir uns deshalb entschieden, noch einmal die Hintergründe des Falls detaillierter darzustellen. Dies machen wir in der Hoffnung, dass sich dadurch die Wogen ein wenig glätten und alle jene Personen, die sich in den letzten Tag gemeldet haben, unsere Entscheidung besser nachvollziehen können.
Uns ist bewusst, dass die Umplatzierung eine schwierige Situation für die bisherige Halterin ist und die Trennung für sie schmerzhaft ist. Der Entscheid ist uns auch entsprechend schwergefallen und wurde auch nicht von heute auf morgen gefällt. Wir sind der Überzeugung, im Interesse des Tieres gehandelt zu haben. Bei unseren Führhunden in Rente steht das Wohl des Tieres im Zentrum.
Bei Perseus gab es bis zu seiner Pensionierung keine gesundheitlichen Probleme und auch Übergewicht war nie ein Thema. Bereits kurz nach der Platzierung bei der ehemaligen Halterin nahm Perseus jedoch erstmals stark zu (von 25.5 auf 34.5kg innerhalb von neun Monaten). Dabei ist zu beachten, dass Übergewicht bei Hunden rasch problematisch werden kann, da Gelenk- und Atembeschwerden oder Entzündungen die Konsequenz sein können. Deshalb unterstützte die Stiftung die Halterin bei Gewichtsreduktionsmassnahmen für Perseus, was mittelfristig auch Wirkung zeigte.
In den letzten Monaten verschlechterte sich jedoch der Zustand von Perseus. So nahm er, trotz unserer Unterstützung für die bisherige Halterin, innerhalb weniger Wochen weiter stark zu. Mittlerweile lag sein Gewicht mit 35.4kg mehr als 30% über seinem Normalgewicht von 27kg. Laboruntersuchungen haben ergeben, dass dies nicht im Zusammenhang mit Schilddrüsen-, Leber- oder Nierenproblemen steht.
Beim letzten Besuch Anfang Oktober machte der Hund schliesslich einen vernachlässigten und ungesunden Eindruck. Dies zeigte sich unter anderem durch das angesprochene massive Übergewicht, das ungepflegte Fell und den schlechten Geruch des Tieres. Wir fanden zudem mehrere Knoten am Körper, welche die bisherige Halterin nicht bemerkte, die jedoch bei täglicher Pflege des Tieres ertastbar wären. Zudem war die Mobilität des Tieres sehr eingeschränkt, was auf starke Gelenkschmerzen, sehr wahrscheinlich Folge des Übergewichts, hindeutet.
Vor diesem Hintergrund und aufgrund der mangelnden Kooperation der Halterin mussten wir uns im Interesse des Tieres für eine Umplatzierung des Rentnerhundes Perseus entscheiden. Perseus lebt nun an einem anderen Pensionsplatz, an dem er sich einlebt, und wird medizinisch betreut. Sein Verhalten zeigt uns, dass er sich wohl fühlt und er hat auch wieder die Freude an Spaziergängen gefunden.
Bei der Umplatzierung von Perseus handelt es sich um einen sehr seltenen Fall. Wir haben insgesamt rund tausend Hunde, welche in der ganzen Schweiz und in Süddeutschland leben. In den letzten fünf Jahren gab es nur einen ähnlichen Fall, bei dem der Hund gegen den Willen des Halters umplatziert werden musste.
Wir bedauern, dass es zur Umplatzierung kommen musste. Doch das Interesse des Tiers, insbesondere bei unseren pensionierten Hunden, die sich den Ruhestand verdient haben, steht im Zentrum. Das ist unser Grundsatz seit über 45 Jahren. Wir sind deshalb überzeugt, dass wir für Perseus den richtigen Entscheid getroffen haben.
Bitte entschuldigt diesen langen Beitrag, doch leider gibt es bei diesem Fall viel Erklärungsbedarf. Vielen Dank an all jene, die uns die letzten Tage unterstützt haben.
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