Hi,
Da es mir heute gerade wieder ins Gedächtnis gerufen wurde, habe ich heute die Rezension für euch fertig gestellt
Seit einiger Zeit befasse ich mich nun bekannterweise mit sogenannten Kampfhunden und somit wohl oder Übel auch mit deren Image und der dazugehörigen Rechtslage.
Auf der Suche nach sachdienlicher Literatur bin ich auf besagtes Buch gestossen.
Bei diesem emotionalen Thema scheint es, zumindest für aussenstehende, fast nur schwarz und weiss zu geben, die Gegner treten genau so schlagkräftig auf wie die Freunde der betroffenen Hunde.
In der Hoffnung, durch das Buch sachliche Argumente und Fakten sammeln zu können, um beide Seiten zu verstehen, habe ich das Buch bestellt.
Bestellbar ist es bei praktisch jedem Online-Buchhandel, sollte aber auch in "Offline"-Buchläden zu finden oder zumindest bestellbar sein.
Das Buch "Das Pitbull Syndrom" wurde 2009 von Stefan Burkhard geschrieben.
Burkhard ist in Liestal geboren, so kommt es, dass das Buch vor allem die Problematik in der Schweiz aufzeigt.
Es werden schweizer Beispiele und Statistiken gezeigt, jedoch nicht ohne ab und zu wieder einen Blick in andere Länder zu erlauben.
Obwohl nun mittlerweile 4 Jahre alt sind viele der Berichte, Fakten und Zahlen sehr aktuell und die Beispiele Vielen noch gut in Erinnerung.
Burkhard hat das Buch sehr gut gegliedert.
Im Ersten Teil wurde auf die allgemeine Geschichte der bekannten Kampfhunderassen eingegangen.
Viele dieser Hunderassen haben ihren Ursprung in England oder südlicheren Ländern, wo sich die Rassen aus Mischlingen rauskristallisiert haben, welche auch tatsächlich für Kämpfe zwischen Hund und Hund oder Hund und Bullen etc. eingesetzt wurden. Auch wird aufgezeigt, dass durch die Entstehung in den Arbeitersiedlungen und dem damit einhergehenden Platzmangel die Hunde dem Menschen gegenüber sehr loyal und friedlich sein mussten und als Einnahmequelle auch einen festen Platz in der Familie hatten.
Der Vergleich mit dem Deutschen Schäferhund zeigt, wo die Knotenpunkte sein könnten, die Hunde mit ähnlichen Qualifikationen schlussendlich doch in zwei Lager teilten. Die "normalen Hunde" und die Kampfhunde.
Sympathisch macht der Umstand, dass der Autor versucht, auf diesen Namen zu verzichten und bevorzugt auf Begriffe wie "Potenziell gefährliche Hunde" ausweicht.
Ich selbst bevorzuge den Begriff Listenhund in Gesprächen mit Aussenstehenden.
Zurück zum Buch.
Obwohl augenscheinlich in der Vergangenheit eine Begründung für die ganze Hysterie zu liegen scheint, geht Burkhard weiter.
Es ist nicht abzustreiten, dass Pitbull und co. besonders in zwielichtigen Szenen auf grosse Beliebtheit stossen.
Alleine der Gedanke daran, dass irgendwo im Untergrund Kampfmaschinen gezüchtet werden lässt manchen ja schon das Blut in den Adern gefrieren. Die gut sozialisierten, legalen Artgenossen dieser Hunde stossen leider trotzdem oder vielleicht auch genau darum immer wieder auf Abneigung oder Personen, welche sich, häufig unbegründet, vor ihnen fürchten.
Deshalb versucht der Autor, genau diese Angst weiter zu entschlüsseln.
Im Kapitel "Die Angst geht um" wird mit eindrücklichen Zahlen jongliert und Statistiken analysiert. mit belegten Fakten begründet der Autor, dass es prinzipiell für eine Rassenliste keinen statistisch relevanten Grund gibt.
Dieses Kapitel beeindruckt, mich zumindest, sehr.
Selbst als Freund der "potenziell gefährlichen" Hunde ist man sehr über die Zahlen erstaunt.
Beeindruckend die winzigen Zahlen an tatsächlichen (schweren) Beissunfällen und deren Relation.
Nicht nur, dass tagtäglich mehr Personen im Verkehr tragisch verunglücken als durch Hunde im ganzen Jahr schwer verletzt werden, auch dass die Möglichkeit, morgens aus dem Bett zu fallen und sich dabei das Genick zu brechen deutlich wahrscheinlicher ist, als von einem Pitbull tödlich angegriffen zu werden, regt sehr zum Nachdenken an und sorgt für den einen oder anderen Aha-Moment.
Ebenfalls wird durchgerechnet, was ein komplettes Verbot dieser Rassen bezwecken würde.
So gross der Schritt für die einzelnen Individuen wäre, so erschreckend klein wäre die Auswirkung für die Allgemeinheit.
Trotzdem gelten diese Tiere als (potenziell) gefährlich und geraten, wie vieles andere in den Sog der Reglemente und Auflagen.
Wo der Menschenverstand aussetzt, nimmt das Gesetz seinen Platz ein. Wenn es zu wenig logisch scheint, mit 30km/h durch eine Quartierstrasse zu fahren werden Schilder aufgestellt und Strafen verteilt.
Im Falle der Hunde geschieht dies mit obligatorischen Kursen und Bewilligungsverfahren, dessen Ursprung der Autor ebenfalls aufzeigt.
Ich zum Beispiel habe nicht gewusst, dass Basel nach dem Vorfall in Zürich als erstes eine Liste eingeführt hat...
Wieso sind Kampfhunde trotzdem so verpönt?
Auch die Medien tragen gemäss dem Autor ihren Teil zur Hysterie bei.
Mit insgesamt über 600Vorfällen führen die Schäferhunde die Beisstatistik ungeschlagen an.
Kaum einer dieser Vorfälle schafft es in die Zeitung, wenn dann maximal in die Spalte "vermischtes". Die Bullenartigen Hunde sind mit knapp 45 Bissen vertreten, von denen es jedoch viele in die Zeitung schaffen, damit Herr und Frau Schweizer auch ja nicht vergisst, dass die Tiere "gefährlich" sind.
Die Medien und Politiker haben sich augenscheinlich im Kampfhund als Sündenbock regelrecht festgebissen.
Anhand bekannter Kampagnen wie der Darstellung der Ausländer als Schwarze Schafe auf den berühmten SVP-Plakaten wird erklärt, wieso die Verallgemeinerung solcher "Sündenböcke" beängstigend einfach hingenommen wird.
Alles in Allem ist das Buch meines Erachtens wirklich sehr empfehlenswert.
Obwohl durch die vielen Statistiken und wissenschaftlichen Fakten oft etwas trocken wirkend bietet das Buch sehr viele Punkte, um eine sachliche Diskussion erst möglich und interessant zu machen.
Die Beispiele alltäglicher Manipulationen in Politik und Medien lassen den Leser nicht nur im Hinblick auf die Kampfhundedebatte mit etwas offeneren Augen durch die Welt gehen.
Grüessli und evtl. auch viel Spass beim Lesen
Lintu_Cobain
Da es mir heute gerade wieder ins Gedächtnis gerufen wurde, habe ich heute die Rezension für euch fertig gestellt
Seit einiger Zeit befasse ich mich nun bekannterweise mit sogenannten Kampfhunden und somit wohl oder Übel auch mit deren Image und der dazugehörigen Rechtslage.
Auf der Suche nach sachdienlicher Literatur bin ich auf besagtes Buch gestossen.
Bei diesem emotionalen Thema scheint es, zumindest für aussenstehende, fast nur schwarz und weiss zu geben, die Gegner treten genau so schlagkräftig auf wie die Freunde der betroffenen Hunde.
In der Hoffnung, durch das Buch sachliche Argumente und Fakten sammeln zu können, um beide Seiten zu verstehen, habe ich das Buch bestellt.
Bestellbar ist es bei praktisch jedem Online-Buchhandel, sollte aber auch in "Offline"-Buchläden zu finden oder zumindest bestellbar sein.
Das Buch "Das Pitbull Syndrom" wurde 2009 von Stefan Burkhard geschrieben.
Burkhard ist in Liestal geboren, so kommt es, dass das Buch vor allem die Problematik in der Schweiz aufzeigt.
Es werden schweizer Beispiele und Statistiken gezeigt, jedoch nicht ohne ab und zu wieder einen Blick in andere Länder zu erlauben.
Obwohl nun mittlerweile 4 Jahre alt sind viele der Berichte, Fakten und Zahlen sehr aktuell und die Beispiele Vielen noch gut in Erinnerung.
Burkhard hat das Buch sehr gut gegliedert.
Im Ersten Teil wurde auf die allgemeine Geschichte der bekannten Kampfhunderassen eingegangen.
Viele dieser Hunderassen haben ihren Ursprung in England oder südlicheren Ländern, wo sich die Rassen aus Mischlingen rauskristallisiert haben, welche auch tatsächlich für Kämpfe zwischen Hund und Hund oder Hund und Bullen etc. eingesetzt wurden. Auch wird aufgezeigt, dass durch die Entstehung in den Arbeitersiedlungen und dem damit einhergehenden Platzmangel die Hunde dem Menschen gegenüber sehr loyal und friedlich sein mussten und als Einnahmequelle auch einen festen Platz in der Familie hatten.
Der Vergleich mit dem Deutschen Schäferhund zeigt, wo die Knotenpunkte sein könnten, die Hunde mit ähnlichen Qualifikationen schlussendlich doch in zwei Lager teilten. Die "normalen Hunde" und die Kampfhunde.
Sympathisch macht der Umstand, dass der Autor versucht, auf diesen Namen zu verzichten und bevorzugt auf Begriffe wie "Potenziell gefährliche Hunde" ausweicht.
Ich selbst bevorzuge den Begriff Listenhund in Gesprächen mit Aussenstehenden.
Zurück zum Buch.
Obwohl augenscheinlich in der Vergangenheit eine Begründung für die ganze Hysterie zu liegen scheint, geht Burkhard weiter.
Es ist nicht abzustreiten, dass Pitbull und co. besonders in zwielichtigen Szenen auf grosse Beliebtheit stossen.
Alleine der Gedanke daran, dass irgendwo im Untergrund Kampfmaschinen gezüchtet werden lässt manchen ja schon das Blut in den Adern gefrieren. Die gut sozialisierten, legalen Artgenossen dieser Hunde stossen leider trotzdem oder vielleicht auch genau darum immer wieder auf Abneigung oder Personen, welche sich, häufig unbegründet, vor ihnen fürchten.
Deshalb versucht der Autor, genau diese Angst weiter zu entschlüsseln.
Im Kapitel "Die Angst geht um" wird mit eindrücklichen Zahlen jongliert und Statistiken analysiert. mit belegten Fakten begründet der Autor, dass es prinzipiell für eine Rassenliste keinen statistisch relevanten Grund gibt.
Dieses Kapitel beeindruckt, mich zumindest, sehr.
Selbst als Freund der "potenziell gefährlichen" Hunde ist man sehr über die Zahlen erstaunt.
Beeindruckend die winzigen Zahlen an tatsächlichen (schweren) Beissunfällen und deren Relation.
Nicht nur, dass tagtäglich mehr Personen im Verkehr tragisch verunglücken als durch Hunde im ganzen Jahr schwer verletzt werden, auch dass die Möglichkeit, morgens aus dem Bett zu fallen und sich dabei das Genick zu brechen deutlich wahrscheinlicher ist, als von einem Pitbull tödlich angegriffen zu werden, regt sehr zum Nachdenken an und sorgt für den einen oder anderen Aha-Moment.
Ebenfalls wird durchgerechnet, was ein komplettes Verbot dieser Rassen bezwecken würde.
So gross der Schritt für die einzelnen Individuen wäre, so erschreckend klein wäre die Auswirkung für die Allgemeinheit.
Trotzdem gelten diese Tiere als (potenziell) gefährlich und geraten, wie vieles andere in den Sog der Reglemente und Auflagen.
Wo der Menschenverstand aussetzt, nimmt das Gesetz seinen Platz ein. Wenn es zu wenig logisch scheint, mit 30km/h durch eine Quartierstrasse zu fahren werden Schilder aufgestellt und Strafen verteilt.
Im Falle der Hunde geschieht dies mit obligatorischen Kursen und Bewilligungsverfahren, dessen Ursprung der Autor ebenfalls aufzeigt.
Ich zum Beispiel habe nicht gewusst, dass Basel nach dem Vorfall in Zürich als erstes eine Liste eingeführt hat...
Wieso sind Kampfhunde trotzdem so verpönt?
Auch die Medien tragen gemäss dem Autor ihren Teil zur Hysterie bei.
Mit insgesamt über 600Vorfällen führen die Schäferhunde die Beisstatistik ungeschlagen an.
Kaum einer dieser Vorfälle schafft es in die Zeitung, wenn dann maximal in die Spalte "vermischtes". Die Bullenartigen Hunde sind mit knapp 45 Bissen vertreten, von denen es jedoch viele in die Zeitung schaffen, damit Herr und Frau Schweizer auch ja nicht vergisst, dass die Tiere "gefährlich" sind.
Die Medien und Politiker haben sich augenscheinlich im Kampfhund als Sündenbock regelrecht festgebissen.
Anhand bekannter Kampagnen wie der Darstellung der Ausländer als Schwarze Schafe auf den berühmten SVP-Plakaten wird erklärt, wieso die Verallgemeinerung solcher "Sündenböcke" beängstigend einfach hingenommen wird.
Alles in Allem ist das Buch meines Erachtens wirklich sehr empfehlenswert.
Obwohl durch die vielen Statistiken und wissenschaftlichen Fakten oft etwas trocken wirkend bietet das Buch sehr viele Punkte, um eine sachliche Diskussion erst möglich und interessant zu machen.
Die Beispiele alltäglicher Manipulationen in Politik und Medien lassen den Leser nicht nur im Hinblick auf die Kampfhundedebatte mit etwas offeneren Augen durch die Welt gehen.
Grüessli und evtl. auch viel Spass beim Lesen
Lintu_Cobain