Atypische Epilepsie-Anfälle

Skipper

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08. März 2007
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Hallo zämme

Bei Skipper wurde im Juni 06 Epilepsie diagnostiziert (Tierspital Zürich). Er hatte davor 2 evt. 3 Epi-Anfälle.
Der erste Anfall, von dem wir nicht wissen, ob es einer war (nachträglich aber den Verdacht haben), passierte folgendermassen:
Skipper geht normalerweise nie allein in den Garten. Er ging aber allein raus und weil mich das wunderte, guckte ich durchs Fenster, was er im Garten machte... Das war im Mai 05. Ich sah, dass er zum Gartenweiher ging und trank... So weit so gut. Ich ging dann kurz darauf auch in den Garten und sah, dass Skipper torkelte... Ich dachte, er habe evt. eine Wespe verschluckt beim Trinken, schnappte ihn und fuhr sofort zum TA. Dort bekam er Cortison, zeigte jedoch keine Besserung, was gemäss TA sehr rasch erfolgen sollte. Da wir vorher einen normalen = ca. 2 Std Spaziergang gemacht haben und sonst bei Skipper nichts erkennbar war, hegte die TA den Verdacht, dass er evt. etwas Giftiges gefressen haben könnte... Zwar war sie nicht glücklich darüber, ihm in dem Zustand eine Narkose zu verpassen, aber uns war auch klar, dass - falls er wirklich etwas gefressen hatte - die Zeit drängte und so bekam er eine Narkose und der Magen wurde ausgepumpt (gefunden wurde aber nichts). Eigentlich müssen Hunde nach einer Narkose beim TA bleiben, bis sie wach resp. ansprechbar sind, aber Skipper ist sehr auf uns fixiert und lässt sich auch nicht anfassen (rassetypisch) und darum konnten wir ihn sofort mit nach Hause nehmen. Er schlief noch ca. 5 Std und wachte dann noch ein wenig benommen auf. Er hatte starken Durst und war am nächsten Tag ein wenig müde, sonst aber wieder ganz der Alte.
Der zweite Anfall ereignete sich in unseren Ferien (Sept. 05). Wir hatten hoch auf einer Alp ein ehemaliges Maiensäss gemietet (Graubünden) und waren mit Skipper auch wieder ca. 2 Std gelaufen. Zurück vom Spazi hiessen wir ihn hinten ins Auto springen, aber ganz anders als sonst sprang Skipper sofort wieder aus dem Auto und schüttelte seine eine Hinterpfote... Zu sehen und spüren war aber an der Pfote nichts und er belastete sie auch normal. Darum wieder ins Auto und zum Ferienhaus zurückgefahren (ca. 20 Min.). Beim Aussteigen merkte ich, dass Skipper Probleme hatte und torkelte... Ich trug ihn darum auf die Wiese in den Schatten, als er plötzlich aufkrampfte, Kot und Urin fahren liess und keine Atmung mehr hatte, auch Herzschlag war keiner mehr spürbar. Nach dem Aufkrampfen (wirklich nur einmal ganz steif aufrichten) war er bewusstlos resp. hatte eben einen Herzstillstand. Zwar haben mein Mann und ich einen Erste Hilfe Kurs für Hunde gemacht, aber ich war so in Panik, dass ich nicht rational denken konnte. Ich schnappte Skipper und schlug auf seine Brust ein und schrie ihn an, er solle atmen... Mein Mann versuchte in der Zeit den TA vom Ort unten an uns telefonisch zu erreichen (es war Samstag). Nach kurzer Zeit atmete Skipper wieder, aber ganz flach und unregelmässig. Darum massierte ich ihm weiter den Brustkasten und sprach auf ihn ein. Mein Mann hatte den TA erreicht und zu unserem Glück war er zufällig auf der Alp direkt unten an uns, also innert 15 Min. bei uns. Er dachte an einen Schock wegen einer evt. Allergie (wir hatten ihm von Skippers sonderbarem Verhalten beim ins Autospringen erzählt) und spritzte Skipper Cortison (Skipper war direkt nach dem Krampfen bewusstlos geworden). Er stellte ausserdem eine starke Untertemperatur bei Skipper fest (vermutlich vom Herzstillstand). Da er sonst nichts mehr für unseren Hund tun konnte dort auf der Alp, ging der TA wieder. Ca. 1/2 Std später (Skipper war noch immer bewusstlos) krampfte Skipper nochmals und die Atmung setzte wieder aus. Ich machte wieder Herzmassage... Wir fuhren dann ins Tal (ca. 3/4 Std über ungeteerten steilen Waldweg) zum TA, ich sass hinten im Auto und klopfte Skipper ständig den Brustkasten, weil seine Atmung immer wieder aussetzte... In der Praxis des TA bekam Skipper eine Infusion. Der TA meinte, er könne sonst nichts mehr für Skipper tun. Auf unsere Rückfrage sagte uns der TA (sichtlich ungern), dass er ihm nur eine ca. 20% Überlebenschance gebe und Skipper seiner Meinung nach im Koma liege. Wieder im Ferienhaus betteten wir den Kotverschmierten und stinkenden Hund zwischen uns und wärmten ihn mit unseren Körpern, sprachen zu ihm usw. Nach für uns endlosen traumatischen 6.5 Std wachte Skipper auf... Am nächsten Tag war Skipper extrem müde, aber am übernächsten wieder recht munter. Obwohl wir noch eine Woche Ferien geplant hatten, brachen wir ab und fuhren nach Hause. Damals gingen wir immer noch von einer evt. Wespenstichallergie aus... Darum besorgte ich mir beim TA eine Cortisonspritze, die ich im Notfall sofort subkutan spritzen konnte.
Anfang Juni 06 machten wir einen Sonntagsspaziergang. Bereits bald zu Beginn zeigte Skipper, dass er - völlig abnormal für ihn - keine Lust zum Rennen und Spielen hatte. Nach einer knappen Stunde machten wir ein Picknick, als Skipper plötzlich anfing zu torkeln. Ich packte ihn und spritzte ihm das immer mitgeführte Cortison, mein Mann sprang den ganzen Weg zurück und holte das Auto. Wir fuhren dann sofort mit Skipper in die nächste Tierklinik, die auch sonntags offen hatte. Unterwegs krampfte Skipper kurz auf, liess Urin fahren und fiel in Bewusstlosigkeit. Wir erzählten der TA in der Klinik die Vorgeschichte, sie spritzte Skipper nochmals Cortison, machte ihm eine Infusion und gab ihm Sauerstoff. Als Skipper nach 4 Std in der Klinik immer noch bewusstlos war, wollte die TA ihn dortbehalten und uns nach Hause schicken... aber nicht mit uns :roll: Sie gab Skipper wenig Überlebenschancen, sagte uns ständig, dass die Wahrscheinlichkeit, dass er plötzlich einfach einschlafe gross sei usw. Wir setzten uns durch, nach 4.5 Std packten wir unseren bewusstlosen Hund ein und fuhren mit ihm nach Hause. Dort legten wir uns wieder zu ihm auf den Boden und wärmten ihn. Ich habe ihm wieder, wie beim ersten Mal, stündlich Augentropfen in die Augen gemacht (die Augen waren immer offen = austrocknen) und die Lefzen mit Wasser befeuchtet... Ich war mir aus unerklärlichem Grund einfach sicher, dass Skipper wieder aufwacht... und das tat er nach knapp 7 Std Bewusstlosigkeit auch. Zwei Wochen später haben wir ihn im Tierspital Zürich komplett abklären lassen (auch Herzultraschall usw.) und bekamen die Diagnose Epilepsie. Skipper bekommt Antiepileptika und völlig Getreide freie Ernährung (morgens Trofu, abends Barf). Er hatte seither keinen Anfall mehr...

 
Hallo MArianne!

Dane für Deinen ausführlichen Bericht!

Ich finde es super, dass Skipper jetzt so gut geht und ihr alles in den Griff bekommen habt!

Du schreibst in einem anderen Thread, dass Skipper mal beim rückwärts schauen in einen Pfosten grannt ist.
Aus der Humanmedizin, weiss ich, dass strake Hirnerschütterungen- Verletzungen und auch Halswirbelsäulenverletzungen Epilepsie auslösen können.

Ich wusste nicht, dass man von primärer Epilesie spricht, wenn sonst in der Verwandschaft kein Tier erkrankt ist daran.
Aber schliesslich nützt das ja auch nicht viel, ob jetzt pimär oder wie, höchstens für die weitere Zucht......

ein interessantes, wenn auch etwas traurges Thema!

Liebe Grüsse
Nati

 
Hallo Nati

Da bei Skipper keine sonstige Erkrankung feststellbar war, schlossen die Neurologen auf primäre Epi. Aber leider haben wir damals nicht an diesen Unfall (eben mit dem Pfosten) gedacht, sonst wäre die Diagnose evt. sekundäre Epi... Wir haben den Züchter informiert, aber bisher ist in seiner Zucht (er züchtet seit über 10 Jahren diese Rasse) kein einziger Epifall vorgekommen (er macht immer sog. Familientreffen, wo sich "seine" Welpenkäufer treffen können, wir wissen also auch von anderen Haltern, dass ihre Hunde keine Epi haben, ist nicht nur eine Aussage vom Züchter). Aber wie gesagt, für uns und Skipper ändert sich am Umgang mit der Epi nichts, ob primäre (vererbte) oder sekundäre (erworbene) Epi. Wir persönlich denken auch, dass dieser Pfostenunfall und seine Epi zusammenhängen können...

 
Hallo

Wuah, eine richtige Horrorerzählung :roll: ... mit einem krampfenden Hund alleine auf der Alp, ein TA der offensichtlich kaum eine Überlebenschance sieht da alles sehr atypisch...

Und es freut mich umso mehr, dass er nun anfallfrei ist... ist gewiss eine enorme Belastung, wenn der geliebte Hund derart heftige Anfälle macht und vorallem, was ich noch nie gehört habe, derart lange bewusstlos bleibt...

Die Antiepileptika gebt ihr nun konstant?

 
Ui Marianne

Das waren ja wirklich schlimme Erlebnisse, diese Anfälle, und dann noch so weit weg von Zuhause.

Irgendwie hatts mir die Stimme verschlagen, ich weiss gar nicht mehr, was ich noch schreiben könnte :?

 
Ja, es war wirklich der pure Horror dort auf der Alp. Darum sind wir auch gleich abgereist, als es Skipper ein wenig besser ging. Erst zwei traumhafte Wochen, dann dieser Alb (Alp-)Traum... und das aus heiterem Himmel... wir waren fix und fertig. Mein Mann sah dort oben überall Wespen (wir dachten ja noch, es sei eine Wespenstichallergie...), mich hatte der TA nach Schlangen gefragt und darum hatte ich ständig Angst, Skipper könne noch auf eine Schlange treten... wir waren nur am Zittern und dachten wirklich, wir würden Skipper verlieren... Seither schläft Skipper auch bei mir im Bett (bis dahin nie), weil ich in den ersten Wochen nach dem Herzstillstand immer kontrollierte (mit der Hand), ob Skipper regelmässig und tief atmet... Durchschlafen konnten wir anfangs nicht mehr, wir wachten ständig auf und hatten Angst, dass Skipper tot daliege...

Jaa, die lange und tiefe Bewusstlosigkeit ist wirklich atypisch, aber es gibt leider nichts, was es nicht gibt...

Und vorläufig werden wir ihm die Antiepileptika weiter geben, erst wenn Skipper 2 Jahre ohne weiteren Anfall ist, werden wir uns Gedanken darüber machen, ob wir das Medi ausschleichen...