Spree Park Berlin

[PommesChips]

Ich war am Wochenende an einer Führung im Spree Park in Berlin.
In den 90ern war der Spree Park ein Freizeit und Vergnügungspark. Man kann sich das wie den Europapark in klein vorstellen.
Der Park hat eine sehr bewegte und atemberaubende Geschichte.
Der Park ist seit 2002 geschlossen. Viele Fahrgeschäfte wurden abmontiert und verkauft. Alles, was sich zu Geld machen lies, hat der Insolvenz Verwalter (teils stark unter Wert) verkauft.
Vieles blieb zurück und die Natur hat den fast 20 Hektar grossen Park Stück für Stück zurückerobert.

Seit ein paar Jahren kann man am Wochenende Führungen durch den Park besuchen. Wir hatten das Glück, dass unsere Führerin die Tochter der (ehemaligen) Eigentümerfamilie war. Somit haben wir die Familien- und Parkgeschichte aus erster Hand zu hören bekommen. Ein Krimi könnte nicht spannender und dramatischer sein!
Bei den normalen Führungen durch freiwillige FührerInnen muss man auf den Wegen bleiben. Da die Tochter uns durch den Park führte, durften wir auch mal ganz nah an die alten Bahnen ran, rumkrachseln und in die alten Wagons steigen.




Die alter Wasserbahn. Zu ihren Lebzeiten die längste Europas.















... Fortsetzung folgt gleich...

 

[PommesChips]

Von den ehemals 31 Fahrgeschäften und Attraktionen sind nur noch etwa sechs im Park vorhanden. Die anderen wurden vom Insolvenzverwalter veräussert.

Der Spreeblitz ist die einzige Achterbahn, die noch steht.












Viele der alten Fahranlagen würden noch funktionieren. dem Park wurde aber bei der Schliessung der Strom gekappt. Viele Leitungen wurden entfernt, das Kupfer verkauft.
Der Zaun um den Park ist nicht sehr hoch. Mit einigen Kletterkünsten kommt man in den Park rein. So ist die Tochter der Besitzerfamilie an einem Abend zwei jungen Männer begegnet, die an den unten fotografierten Wagen zwei Lastwagenbatterien angehängt haben, und so durch den Park gefahren sind. Legal ist das natürlich nicht. Spass hat es sicherlich gemacht.




Dinosaurier.

 

[PommesChips]

Das Riesenrad stammt noch aus DDR Zeiten, als das Gelände noch Kulturpark hiess.

 

[aleshia]

So cool=D
Von dem Park hab ich mal gehört, ich glaub iiiirgendwo gibts eine Biographie, könnt mich aber auch täuschen. Weisst du da genaueres, ob sie was veröffentlicht haben?

 

[PommesChips]

Ich versuche in groben Zügen die Geschichte des Parks und der Familie wieder zu geben. So wie ich sie verstanden habe und völlig ohne Gewähr
Die Geschichte habe ich aus Sicht der Tochter der Besitzerfamilie erzählt bekommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie nicht von jeder Seite genau gleich erzählt wird.

Auf dem Gelände des Spreeparks war in DDR Zeiten ein Kulturpark. Bereits da gab es Fahrgeschäfte, grosse Essenshallen und viele Attraktionen. Nach der Wende erwarb die Familie Witte das Grundstück. Sie wollten darauf einen Freizeitpark aufbauen. Einige Fahrgeschäfte und Gebäude waren bereits vorhanden, wie beispielsweise das Riesenrad.

Mündlich wurde ein Vertrag mit der Stadt Berlin ausgehandelt. Die Familie verfügte über ca. 40 Millionen Dm Startkapital. Dazu sollten weitere 4 Millionen Fördermittel dazu kommen. Die Familie begann mit dem sehr kostspieligen Bau - ohne schriftlichen Vertrag. Erst sechs Jahre nach der Übernahme und ein paar Jahre nach der Eröffnung folgte der Vertrag. Unterdessen hatte es einen politischen Richtungswechsel in Berlin gegeben. Der Vertrag sah anders aus, als er mündlich verhandelt wurde. So wurden dem Freizeitparks keine Parkplätze bewilligt. Da er keine Parkplätze hatte, durften keine Richtungsweisenden Schilder im Umkreis des Parkes aufgestellt werden. Ein Desaster. Dazu kam eine Umzonung des umliegenden Waldes. Er stand nun unter Naturschutz. Aus diesem Grund wurden die Besucherzahlen auf etwas mehr als eine Viertelmillion Menschen pro Jahr beschränkt. Der Park war ausgelegt auf ca. eine Million Besucherinnen und Besucher. Den Erbpachtvertrag hat die Mutter trotzdem unterschrieben.
Nach noch ein paar mehr politischen Wirren stand es Ende der 90er fest, dass der Park unter diesen Umständen keine Zukunft hat. Finanziell war er nicht tragbar.

2001 war die letzte Saison des Spreeparkes. Die Stadt glaubte, bald wieder einen neuen Investor zu finden, der den Freizeitpark übernimmt. Die Fotos oben zeigen, wie gut das funktioniert hat.

Wäre die Geschichte hier fertig, wäre sie zwar finanziell für die Familie tragisch. Die Mutter und Besitzerin war haftbar für den Park. Die Schuldensumme geht in die Millionen.

Die Eltern haben sich getrennt. Der Vater und der Sohn haben in Peru einen neuen Park eröffnet. Der damals 21 jährige Sohn war offizieller Inhaber. Der Vater wollte ein Fahrgeschäft importieren. Mit auf die Reise geschickt hat er viele Kg Koks.... Der Vater selbst hat vor dem Deal das Land verlassen.
Der Sohn sitzt nun seit 11 Jahren in einem Gefängnis von Lima. Als offizieller Besitzer der Fahranlage sitzt er die Haftstrafe seines Vaters ab. Der Vater sass in Deutschland zwei Jahre im Gefängnis. Unterdessen wohnt er in einem Wohnwagen auf dem Parkgelände. Zusammen mit seiner sehr jungen Freundin - Der Ex seines Sohnes.

Mit dem Geld aus dem Koks Deal wollte der Vater den Spreepark wieder eröffnen.


Ende April geht der Park zurück an die Stadt Berlin. Was mit dem Gelände passiert ist ungewiss. Den bestehenden Erbpachtvertrag will (verständlicherweise) kein Investor übernehmen. Aber da die Stadt auch die Verträge und die Zonenplanung macht kann alles passieren. Der Krimi um das Grundstück an der Spree geht also weiter.

 

[PommesChips]

aleshia, Kann gut sein, dass es eine Biographie gibt. Bei der Geschichte!

Was ich weiss ist, dass es eine Dokumentation gibt. Sie heisst Achterbahn.

 

[aleshia]

aleshia, Kann gut sein, dass es eine Biographie gibt. Bei der Geschichte!

Was ich weiss ist, dass es eine Dokumentation gibt. Sie heisst Achterbahn.

Okay, danke

 

[Sabe]

Danke für den spannenden Bericht! Die Doku muss ich mir auf jedenfall mal ansehen...

 

[andi+rudel]

danke für deinen bericht. ist wahnsinnig spannend.

nachdem ich gesucht hatte, fand ich noch etwas darüber:

ACHTERBAHN » Kurzinhalt

 

[Ziggy]

Meine Fresse, der Plänterwald.

Ui da kommen Erinnerungen hoch.

Ich bin da als Kind gerne hin.

Mit der Haustierforum.ch Mobile App gesendet

 

[Lintu_Cobain]

Mir läuft es kalt den Rücken runter bei deinen Bildern.

Als diesen Fan von Achterbahnen und Freizeitanlagen ist mir der Spree Park selbstverständlich ein Begriff!

Was mit dem Park passiert ist ist sehr tragisch. Leider ist er längst nicht der einzige mit diesem Schicksal. Ich selber war z.b. im Dreamland in Margate.

Die Konstruktion einer solchen Anlage ist mit enormem Aufwand verbunden und es ist einfach unglaublich traurig zu sehen, wie diese Kunstwerke später so vor sich hin rosten.

Seit gut 4 Jahren wird in Margate an einem Projekt "New Dreamland" gebastelt. Es soll neues Leben eingehaucht werden! Das Geld dazu fehlt nach wie vor, so siebt der Park leider kein Stück anders aus als bei meinem letzten Besuch im 2011….

Vielen Dank für die Fotos!

 

[Andromeda]

Spannende Geschichte! Habe noch nie etwas von diesem Park gehört!
Danke für's zeigen :smilieflower

 

[TalkingAnimals]

Danke für den Bericht und die eindrücklichen Bilder! Als Berlin-Fan (und immer wieder Besucherin) habe ich von dem Park schon mehrmals gehört, bin jedoch noch nicht dazu gekommen, ihn zu besichtigen. Nun reizt es mich umso mehr

 

[PommesChips]

Dann musst du gas geben, wenn Du den Park noch (legal) besichtigen möchtest. Ende Monat geht er in den Besitz der Stadt Berlin zurück.
Ob man dann noch drauf kann und wie das Grundstück genutzt wird, ist ungewiss.
Nimmt mich aber wunder, wie lange es dauert bis da was neues entsteht. Wahrscheinlich schon noch ein Weilchen.

Der Zaun ist ja nicht so hoch :escape:

 

[TalkingAnimals]

Oh, dann muss ich wohl noch hin :zora: (Flüge sind ja schnell gebucht...)
Mal schauen ob ichs noch schaffe. Und sonst gibts halt einen *hüstel* per-Zufall-gefunden-Besuch..... genau so wie bei den Beelitz Heilstätten auch :escape:

 

[Ziggy]

Dann musst du gas geben, wenn Du den Park noch (legal) besichtigen möchtest. Ende Monat geht er in den Besitz der Stadt Berlin zurück.

Ob man dann noch drauf kann und wie das Grundstück genutzt wird, ist ungewiss.

Nimmt mich aber wunder, wie lange es dauert bis da was neues entsteht. Wahrscheinlich schon noch ein Weilchen.

Der Zaun ist ja nicht so hoch :escape:

Och du, wenn Hr. mehdorn angeheuert wird um da was neues entstehen zu lassen, ist vielleicht die Neueröffnung 2027.

Alternativ Berlin abbauen und um einen neuen Park rum bauen. Wird ja beim Flughafen mittlerweile auch empfohlen. Geht definitiv schneller.

 

[B500]

Danke vielmals für deinen tollen Bericht und den stimmigen Fotos dazu! Tönt sehr spannend! Aber schon auch traurig...